Nach Unwetter: Züge fahren im Norden wieder nach Fahrplan
Die Bahnreisenden in Norddeutschland können aufatmen: Die letzten Störungen im Zugverkehr nach dem Unwetter mit Starkregen am Donnerstag sind behoben.
Zwischen Bremen und Hamburg verkehrten aufgrund von Unwetterschäden am Donnerstagabend und in der Nacht zu Freitag zeitweise gar keine Züge auf direktem Weg. Bei Tostedt (Landkreis Harburg) waren Gleise unterspült worden. Die Züge wurden über Hannover umgeleitet. Der Verkehr lief am Freitagmorgen mit Geschwindigkeitsbegrenzungen wieder an.
Am Freitagnachmittag gab es dann das "Go" für die Rückkehr zum Regelbetrieb, wie die Deutsche Bahn mitteilte - erst im Fern-, kurz später im Regionalverkehr. Das gilt auch für die Verbindungen zwischen Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Die Verbindungen des Bahnunternehmens Metronom zwischen Hamburg, Buchholz, Rotenburg und Bremen waren von den Unwetterfolgen seit Donnerstagabend ebenfalls betroffen gewesen. Auch hier ist der Regelbetrieb am Freitagnachmittag wieder aufgenommen worden.
Knapp 900 Unwetter-Einsätze für Feuerwehr in Hamburg
In Hamburg verhängte die Feuerwehr am Donnerstag unwetterbedingt den Ausnahmezustand. Sie musste zu beinahe 900 Einsätzen ausrücken. Vor allem die Wassermassen führten zu Problemen: Straßen wurden überflutet, Keller, Wohnungen, Geschäfte und Tiefgaragen liefen voll. Überwiegend betroffen war der Osten der Stadt. Am Mühlenkamp im Stadtteil Winterhude stand das Wasser nach einem Bericht von NDR 90,3 zeitweise kniehoch. Nachdem die Einsatzkräfte verstopfte Gullys gereinigt hatten, floss das Wasser an den meisten Orten wieder ab. In einer Tiefgarage in Eilbek standen die Autos bis zum Dach im Wasser. In Barmbek-Süd wurde das Dach eines Mehrfamilienhauses auf einer Fläche von rund 30 Quadratmeter abgedeckt.
Zwischen Barmbek und Wandsbek-Gartenstadt kippten zwei Bäume auf die Strecke der U3. Sie wurde vorübergehend gesperrt. Auch auf die S-Bahngleise in Hamburg-Bergedorf sei ein Baum gestürzt, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Wegen der zahlreichen Notrufe priorisierte die Feuerwehr zwischenzeitlich Einsätze. Zeitkritische und lebensbedrohliche Lagen hatten Vorrang.
Ingo Hannemann, der Chef von Hamburg Wasser, sprach bei NDR 90,3 von einem Extremwetter-Ereignis: "Die Intensität war an einigen Stellen so wie im Ahrtal vor drei Jahren." Zeitweise fielen über 40 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 20 Minuten.
Region Hannover: Straßen überspült, Flugbetrieb kurzzeitig eingestellt
In der Region Hannover wurden aufgrund von Starkregen Straßen überspült und Gullydeckel hochgedrückt. Die Feuerwehr musste in Langenhagen Keller auspumpen. Der Flughafen stellte kurzzeitig den Betrieb ein. Im Kreis Hameln-Pyrmont wurde vorübergehend ein Zeltlager mit etwa 2.000 Teilnehmern evakuiert. Laut Polizei kamen die Kinder und Jugendlichen in einem Schulzentrum unter.
In Bad Gandersheim gab es einen Stromausfall, Teile der Stadt waren davon betroffen. Schwerpunkt der Feuerwehreinsätze war laut NDR 1 Niedersachsen jedoch die Gemeinde Katlenburg. Dort war die Feuerwehr an mehr als 40 Orten unterwegs. Straßen wurden überflutet, Keller mussten leer gepumpt werden.
Schleswig-Holstein: Regatta-Tag bei Kieler Woche endet früher
In Schleswig-Holstein fielen die Gewitter vor allem im Kreis Nordfriesland und im Hamburger Umland heftig aus. Insgesamt rückten die Feuerwehren landesweit etwa 150 Mal aus. Oft ging es um auf die Straßen gekippte Bäume. In einem Haus in Oldenborstel (Kreis Steinburg) schlug ein Blitz ein. Dabei wurde ein Mensch verletzt. Auch ein Einfamilienhaus in Ahlefeld-Bistensee (Kreis Rendsburg- Eckernförde) wurde von einem Blitz getroffen. Der Dachstuhl brannte, verletzt wurde niemand. Die Feuerwehren aus Harrislee und Niehuus im Kreis Schleswig-Flensburg wurden auch nach Dänemark gerufen, weil die Kollegen dort Hilfe bei einem Einsatz brauchten.
Von der Wetterlage war auch die Kieler Woche betroffen. Der Regatta-Tag auf der Kieler Förde wurde vorzeitig beendet, weil ein nahendes Gewitter dieses aus Sicherheitsgründen nötig machte. Ob ein Unfall mit einem Kleinflugzeug in Schachtholm im Kreis Rendsburg-Eckernförde ebenfalls mit dem Unwetter zu tun hatte, ist unklar. Die Maschine kam bei der Landung von der Piste ab, der 70-jährige Pilot wurde verletzt.
Mecklenburg-Vorpommern: Blitze setzen Feld und Strohpresse in Brand
Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte schlug in Schloen bei Waren ein Blitz in ein Getreidefeld ein. Es brannte daraufhin auf einer Fläche von einem Hektar, wie NDR 1 Radio MV berichtete. Der Landwirt habe aber umsichtig gehandelt und sofort mit einem Traktor eine Furche um das brennende Feld gezogen. Dadurch sei verhindert worden, dass sich das Feuer ausbreiten konnte, sagte ein Kreissprecher. In Demmin brannte eine Strohballenpresse aus. Auch hier war ein Blitzeinschlag der Grund. In Kröslin brannte nach einem Blitzeinschlag das Dach eines leer stehenden Einfamilienhauses. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen. Es wurde niemand verletzt.
Die B104 zwischen Schwerin und Rampe musste für zwei Stunden gesperrt werden. Mehrere Bäume kippten um, ein 64-jähriger und ein 67-jähriger Autofahrer kollidierten damit. Beide blieben unverletzt. Es entstand ein Schaden von 25.000 Euro. Auch mehrere Keller liefen voll. In Pasewalk fielen Äste auf ein parkendes Auto, auch in Waren und bei Anklam musste die Feuerwehr Bäume von der Straße räumen.
Sonnabend nur vereinzelt Regen vorhergesagt
Am Sonnabend soll es in den meisten Regionen trocken bleiben - Unwetter sind den Prognosen zufolge nicht zu erwarten. Nur vereinzelt sind Regenschauer vorhergesagt. Gegen Abend können von Süden her in Niedersachsen mehr Wolken aufziehen und die Schauerneigung leicht ansteigen.
Unfreundlicher wird es wohl am Sonntag, dann soll es zeitweise Regen geben - zwischen der Osthälfte von Niedersachsen und der Ostsee teils kräftig. An der Nordsee soll es etwas freundlicher werden. Die Temperaturen bewegen sich zwischen 18 bis 28 Grad, so die Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes.
Siebenschläfer-Tag nur mit bedingter Aussagekraft
Laut Bauernregel soll das Wetter in den nächsten sieben Wochen so bleiben wie am Donnerstag - denn das war der Siebenschläfer-Tag. Müssen wir jetzt durchgängig mit besonders viel Hitze und anschließenden Gewittern rechnen? Ganz von der Hand zu weisen sei die Regel nicht, erklärte der DWD. Gegen Ende Juni stabilisiere sich häufig die Wetterlage, die die Witterung der folgenden Wochen bestimmt. Eine Garantie sei sie aber nicht - die Bauernregel beziehe sich zudem mehr auf den Zeitraum um den Siebenschläfer-Tag als auf das konkrete Datum.
Das sagte auch Wetterexperte Sebastian Wache aus Schleswig-Holstein. "Man darf die Siebenschläfer-Regel nicht an einem Tag festmachen, sondern über einen Zeitraum von Ende Juni bis Anfang Juli. Und das Wetter, was sich dann einstellt, hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit, also eine 50-Prozent-Chance, dass diese Wetterlage dann ein wenig länger Bestand haben kann. Letztes Jahr passte diese Regel ganz gut, da hatten wir einen recht verregneten Juli und August. Dieses Jahr will ich die Hoffnung nicht schmälern auf einen guten Sommer", so Wache.