IGLU-Studie: Schulleiter rät Eltern, mehr mit Kindern zu lesen

Stand: 16.05.2023 15:32 Uhr

Lesen ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die Grundschüler erwerben sollen. Wie gut sie diese Fähigkeit beherrschen, zeigt die IGLU-Studie. IGLU - das steht für Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung. Die Studie bildet ab, wie gut Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen lesen und Texte verstehen können.

Mädchen liest gespannt in einem Buch © colourbox Foto: -
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von Anina Laura Pommerenke

Fast jeder fünfte Viertklässler kann nicht richtig lesen. Das war die ernüchternde Erkenntnis der letzten IGLU-Studie 2016. Die Studie wird alle fünf Jahre durchgeführt. Die neusten Daten, die heute vorgestellt werden, wurden also 2021, mitten in der Corona-Pandemie, erhoben.

Auswirkungen von Corona auf Lesekompetenz

Hartmut Lenz © privat
Grundschulleiter Hartmut Lenz sieht Schulschließungen während der Pandemie als eine der Ursachen für mangelnde Lesekompetenz.

Hartmut Lenz ist Grundschulleiter in Reppenstedt in Niedersachsen. Wie viele Experten befürchtet er, dass sich Maßnahmen wie Homeschooling und Wechselunterricht während der Corona-Pandemie in der Studie niederschlagen werden. "Ich denke, man wird signifikante Hinweise bekommen, dass die Kinder, die zu Hause lernen mussten, gegenüber der Studie davor noch weiter zurückgefallen sind", sagte Lenz gegenüber NDR Info.

Überhaupt habe das Elternhaus einen großen Einfluss auf die Lesekompetenz - das gehe jedenfalls aus diversen Studien hervor. Eltern hätten eine Vorbildfunktion, erklärte der Schulleiter. Sie seien diejenigen, die entscheiden, wie Kinder an Bücher herangeführt werden.

Nicht nur für die Lust am Lesen ist die Unterstützung und Förderung zu Hause entscheidend. Auch an seiner Schule beobachtet Lenz, dass die Kinder bereits mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen anfangen. "Beim Beginn im ersten Schuljahr starten wir mit den Kindern nicht bei Null, sie haben im besten Fall schon ein Gefühl für Lautierungen, für Buchstaben und sie können Silben bilden, sonst wären wir in der Schule völlig aufgeschmissen. Doch da sind eben die wesentlichen Unterschiede, was den Einstieg in der ersten Klasse betrifft", sagte Lenz.

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Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen

Große Nachteile hätten demnach auch Kinder, die erst im Grundschulalter nach Deutschland kommen. Wer in der dritten Klasse in Deutschland eingeschult werde und dann erst die Sprache lerne, könne logischerweise zum Ende der vierten Klasse nicht perfekt lesen, so Lenz. Außerdem sieht er deutliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. "Mädchen fangen eher an, sich für bestimmte Themen und Texte zu interessieren. Sie sind in der Regel die besseren und fleißigeren Leser", erklärte der Gundschulleiter.

Lesekompetenz verbessern

Dass Lesen als basale Kompetenz mehr in den Fokus gerückt werden muss, hat auch schon die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz gefordert. Die Kommission hat bereits Ende des vergangenen Jahres konkrete Maßnahmen vorgestellt, mit denen die Lesekompetenz verbessert werden könne. Michael Becker-Mrotzek vom Mercator Institut für Sprachförderung ist Mitglied dieser Kommission. Er erklärte, dass das Dialogische Lesen Kindern helfen kann, nämlich dann, wenn sie gemeinsam mit der Lehrkraft oder in Zweiergruppen laut lesen. "Sie lernen dadurch immer mehr Wörter hintereinander, ohne Unterbrechung direkt aufzunehmen oder zu verstehen", sagte Becker-Mrotzek.

Er beobachtet außerdem, dass in den Bundesländern eine Menge in Bewegung komme, so sieht er Hamburg als Vorreiter, auch Schleswig-Holstein und Niedersachsen hätten schon entsprechende Lesekompetenz-Programme auf den Weg gebracht.

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Eltern wichtig für Lesekompetenz

Konkrete Förderansätze gibt es auch an der Grundschule Reppenstedt. Einmal in der Woche geht es zum Beispiel gemeinsam in die Bücherei, wo sich Kinder Bücher ausleihen können. Außerdem gibt es ehrenamtliche Lese-Mentorinnen und -Mentoren, die zwei Mal in der Woche gemeinsam mit schwächeren Schülern lesen. Rektor Lenz wünscht sich im Lehrplan außerdem mehr Zeit für Wiederholungen und Übungen. Und: Ohne die Eltern geht es letztlich nicht. "Ich würde in der Woche feste Lesezeiten einrichten und Lesekompetenz nicht dem Zufall überlassen - und den Eltern gegenüber klar kommunizieren, dass sie sich mit ihren Kindern hinsetzen müssen", sagte Lenz.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 16.05.2023 | 07:35 Uhr

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