Emden: Mangelnde medizinische Versorgung und Lebensader VW
NDR Info ist vom 10. bis 14. Juni auf Tour durch Norddeutschland gewesen. Zum Finale waren wir am Freitag in Emden, um mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und auf die Themen zu schauen, die die Menschen in der Region bewegen.
Die letzte Station von NDR Info auf Tour führte zum Stadtgarten von Emden. Seit Jahren prägen dort viele leere Geschäfte das Bild. Einige Einzelhändler wie das Modegeschäft Gröttrup und das Bettenhaus Barghoorn setzen auf gute Beratung und Abgrenzung zum Onlinehandel. Doch die Wirtschaftskraft der Region dreht sich vor allem um den starken Arbeitgeber VW und den Emder Hafen, den drittgrößten Autoverladehafen Europas.
Drei Generationen bei VW
"Wenn VW hustet, kriegt Ostfriesland eine Lungenentzündung." Den Spruch hört jeder, der sich mit der Bedeutung des VW-Werks Emden beschäftigt. Emden hat gut 50.000 Einwohner - etwa 8.000 Menschen arbeiten im Werk. Kein Wunder also, dass es Menschen gibt, deren Biografien untrennbar damit verbunden scheinen.
Lara Wulff ist 21 und eine von ihnen. "Ich bin jetzt in der dritten Generation hier, das heißt, mein Opa hat damals seine Lehre hier angefangen, dann mein Vater - und jetzt ich." In Emden ist das Verbrenner-Aus schon so gut wie Realität. Nur noch rund 50 Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor laufen hier am Tag vom Band - parallel werden bis zu 800 Elektroautos gebaut.
Gesundheitsversorgung mit Lücken in Norden
Ein weiteres Thema war die medizinische Versorgung in der Region. Das Krankenhaus in Norden musste im vergangenen Jahr schließen, nun gibt es nur noch ein Gesundheitszentrum. Dessen Notfallambulanz ist am Abend und am Wochenende dicht. Die Kapazitäten in den Kliniken in Aurich und Emden seien daher ausgebaut worden, heißt es. Doch Ärzte wie Axel Schönian aus Hage kritisieren die Schließung in Norden als Fehler. "Wir können das nicht kompensieren", sagt er. Er kennt viele Fälle wie Andrea Willers.
Die 58-Jährige aus Hage erlitt vor einem Monat einen Schlaganfall. Der Rettungsdienst aus Norden habe sie zunächst gar nicht mitnehmen wollen, erzählt sie. In der Notaufnahme in Emden habe sie lange warten müssen. In einer ihrer schwersten Stunden fühlte sie sich schlecht behandelt.
Begeisterung für das Landarzt-Leben wecken
Der Druck auf die Landarztpraxen ist so groß, dass 28 niedergelassene Ärzte bereits einen Brandbrief an die Politik geschrieben haben. "Die Situation ist total dramatisch", findet auch Hausärztin Anika Scholle aus Norden. Sie behandele immer wieder Notfälle, die keinen Hausarzt haben. Bis zu 80 Patienten-Kontakte hat die Allgemeinmedizinerin am Tag. Sie sucht aktuell Arztkollegen, Azubis und medizinische Fachangestellte für ihre Praxis.
Medizinstudentin Clara aus Oldenburg absolviert ihr Pflichtpraktikum bei Scholle. "Es ist eine sehr, sehr schöne Erfahrung", sagt die junge Frau. Das Landarztleben habe zu Unrecht ein schlechtes Image - da sind sich die Studentin und die Ärztin einig.
Die ganze Woche auf Tour
Vom 10. bis 14. Juni sendete das NDR Info Fernsehen jeden Tag aus einem anderen Ort. In Emden fanden Sie uns von 13 Uhr bis 17.15 Uhr am Stadtgarten, live gesendet wurde um 14, 16 und 17 Uhr. Auch im Radioprogramm auf NDR Info beschäftigten wir uns mit den Themen aus der Region.
In Emden machte während der Tour von NDR Info auch der NDR DialogBus Station und lud zum Gespräch mit NDR Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein.