Deutsche Urlauber im Ausland: Womit nerven wir unsere Gastgeber?
Asiatische Urlauber treten nur in großen Gruppen auf, Briten gehen gerne auch in Innenstädten oben ohne und Italiener hört man schon von Weitem: Solche Klischees über Touristen kursieren bei uns in Deutschland - und manchmal stimmen sie auch. Doch mit was fallen wir selbst im Ausland unangenehm auf?
Die Urlaubssaison steht vor ihrem Höhepunkt. In allen norddeutschen Bundesländern haben die Sommerferien bereits begonnen und viele machen sich nach drei Jahren Corona-Pandemie erstmals wieder auf Richtung Süden. Dort sind die Deutschen als Gäste willkommen - nicht jedoch all ihre Eigenheiten. Denn die gibt es auch! Die ARD-Korrespondenten in Spanien, Österreich, der Türkei und in Italien haben zusammengefasst, was die Gastgeber an deutschen Touristen nervt. Ein Ergebnis vorweg: Die morgens ab 6 Uhr reservierte Pool-Liege kommt in der Auflistung nicht mal vor.
Spanien: Erhobener Zeigefinger kommt nicht gut an
Vorweg müsse man eines sagen, so Spanien-Korrespondent Hans-Günther Kellner: "Die Spanier sind ziemlich stolz: auf ihre Küche, auf ihr Olivenöl, auf ihr schönes Land und natürlich auch auf sich selbst und ihre Lebensfreude." Wenn dann jemand komme und an allem rumkritisiert, dann nerve das. Und mit diesem erhobenen Zeigefinger seien wir Deutsche ganz gut. "Das sieht man manchmal schon nach der Ankunft auf den Flughäfen in Madrid oder Barcelona: Wenn die Koffer mal länger brauchen als sonst und dann jemand die falschen Stereotypen vom spanischen Wesen hervorkramt", sagt Kellner. So jemand mache sich dann nicht beliebt. Doch Umfragen bestätigten immer wieder, dass Deutsche in Spanien nicht besonders stark nerven: Von allen Ausländern mögen die Spanier uns Deutsche am meisten.
Österreich: Als Urlauber willkommen, als Dauergast eher nicht
Wer Österreicherinnen und Österreichern auf die Nerven gehen will, der gibt den sturen "Piefke". So heißen in unserem Nachbarland die weniger beliebten Deutschen. "Darunter finden sich Rechthaber, Nörgler und Geizkrägen beim Trinkgeld", fasst Wien-Korrespondent Wolfgang Vichtl zusammen. Er stellt noch einen Satz vor, mit dem man sich in Sekundenbruchteilen unbeliebt machen könne: "Bei uns in Deutschland machen wir das aber so!" Und gemeint ist damit: besser. Das würde auch in Deutschland niemand gern hören. Zumal es nicht einmal stimme. "Denn in Österreich fährt die Bahn pünktlicher als bei uns. Die Hotels auf dem Land in Österreich sind nicht so abgerockt wie in den deutschen Provinzen" sagt Vichtl. Und bei der Anreise mit Tempolimit 130 auf der Autobahn müsste sich eigentlich schon auch bei den Deutschen die erste große Gelassenheit einstellen. Keiner drängelt von hinten, wenn es nicht gerade auf der überfüllten Brennerautobahn ist.
Grundsätzlich gelte: Deutsche sind sehr willkommen als Touristen, denn davon leben die Menschen in Österreich. Schwieriger werde es, wenn die Deutschen bleiben wollen. Die neueste Studie, die in Österreich lebende Ausländer befragt hat, verleiht Österreich schon wieder den unrühmlichen Titel unfreundlichstes Land der Welt. Aber das gilt nicht für Urlauber.
Türkei: Eigene Bezeichnung für deutsche Eigenheit
Auch in der Türkei sind die deutschen Urlauber ziemlich beliebt. Wobei es eine kleine Einschränkung gebe, sagt Korrespondentin Karin Senz: "Manche Deutschtürken, die Erdogan gewählt haben, die sind bei den Oppositionellen nicht so gerne gesehen." Und allgemein gibt es noch ein No Go - und das hat sogar einen eigenen türkischen Namen, nämlich Alman usulü. Das ist die deutsche Art, im Restaurant zu zahlen. "In der Türkei ist es nämlich so, dass immer einer für den ganzen Tisch zahlt", sagt Senz. Eine Trennung der Rechnung - wie von vielen Deutschen verlangt - sei völlig unüblich.
"Zusammen oder getrennt" auch in Italien kein Thema
Auch in Italien ist es üblich, dass am Ende des Restaurantbesuchs der Kellner oder die Kellnerin an den Tisch kommt, die Rechnung auf den Tisch legt - und den Rest der Mathematik den Gästen überlässt. "Die müssen dann gucken: Zahlen wir zusammen oder teilen wir das irgendwie pro Kopf", beschreibt Rom-Korrespondent Tilman Kleinjung den üblichen Prozess. Die Frage "Zusammen oder getrennt", die gebe es in italienischen Restaurants in der Regel nicht. "Und deshalb sind deutsche Touristen nicht besonders beliebt, wenn sie darauf bestehen, dass jeder getrennt bezahlt", sagt Kleinjung.
Dänemark: Lieber mit Karte bezahlen
Die Dänen sind ziemlich offen gegenüber Urlaubern aus Deutschland, vor allem auf den Urlaubsinseln und in Südjütland. "Allerdings ecken deutsche Touristen schon mal damit an, dass sie konsequent Deutsch mit den Einheimischen sprechen, weil sie ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass die das ja können", sagt Julia Wäschenbach, Skandinavien-Korrespondentin der ARD. Das sei zwar auch oft der Fall, dennoch könne das strikte Beharren auf Deutsch schnell unhöflich wirken. Die Kopenhagener seien gerade im Sommer von den vielen Urlaubern aus Deutschland und anderswo genervt, die dort Rad fahren, ohne das besonders gut zu können oder die Verkehrsregeln in der Hauptstadt zu kennen.
Wie auch Italiener und Türken nervt auch die Dänen eine spezielle Eigenart beim Bezahlen: Während viele Deutsche ja noch gern mit Bargeld zahlen, zücken die Dänen fast überall die Karte. "Kleingeld-Zählen nervt die Kellnerinnen im Restaurant und den Kassierer im Supermarkt", sagt Wäschenbach. Daher ein Rat zum Schluss: In Dänemark im Urlaub lieber anpassen und mit Karte zahlen.