Bisherige Winterbilanz: Ungewöhnlich warm und viel zu nass
Viel Regen und teils frühlingshafte Temperaturen: Deutschland hat nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bisher einen ungewöhnlich nassen und milden Winter erlebt. Von "historischen Dezemberniederschlägen" sei insbesondere der Norden betroffen gewesen.
Auch im Januar und Februar sei es aufgrund anhaltender Regenfälle im Norden "flächendeckend nass" gewesen. In weiten Teilen Norddeutschlands fiel etwa das Doppelte des für die Jahreszeit typischen Niederschlags. In Niedersachsen war der aktuelle Winter der niederschlagsreichste seit Beginn der Messungen 1881, wie der DWD mitteilte. Durchschnittlich fielen 399 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. In Braunlage im Harz wurde mit mehr als 800 Litern pro Quadratmeter deutschlandweit der meiste Niederschlag gemessen.
In Bremen fiel mit 300 Litern pro Quadratmeter rund 80 Prozent mehr Niederschlag als in der internationalen Referenzperiode von 1961 bis 1990. In Mecklenburg-Vorpommern war die Niederschlagsmenge mit 209 Litern pro Quadratmeter (Referenzperiode: 130 Liter pro Quadratmeter) zwar ungewöhnlich hoch. Dennoch war der Nordosten die niederschlagsärmste Region Deutschlands.
Wochenlanges Hochwasser in Niedersachsen
Anhaltende ergiebige Regenfälle hatten im Dezember und Januar vor allem in Niedersachsen dazu geführt, dass die Flüsse wochenlang Hochwasser führten. An zahlreichen Stellen traten sie über die Ufer und bedrohten teils Siedlungen. Vereinzelt kam es zu Evakuierungen, Helfer waren über Wochen im Dauereinsatz.
Bundesweit fielen zwischen Anfang Dezember und Ende Februar im Bundesschnitt 270 Liter Niederschlag je Quadratmeter - und damit annähernd 50 Prozent mehr als die übliche Menge, wie der DWD mitteilte. Auch in Hamburg gab es reichlich Niederschlag - fast doppelt so viel wie im langjährigen Mittel, nämlich 318 Liter pro Quadratmeter. Bei Durchschnittstemperaturen von 4,7 Grad war es in der Hansestadt zeitweise fast frühlingshaft, sagen die Wetterexperten. Nur acht sogenannte Eistage mit Dauerfrost wurden gezählt - weniger als die Hälfte des üblichen Durchschnittswertes.
Sonnendefizit rund um Hamburg besonders groß
Trotz zeitweise frühlingshafter Temperaturen fehlte allerdings der Sonnenschein dazu. Insbesondere der Februar brachte im gesamten Nordwesten Deutschlands nicht einmal die Hälfte der üblichen Sonnenstunden zustande. Rund um Hamburg war das Defizit besonders groß: Während sich die Menschen im Alpenvorland über 250 Sonnenstunden freuen konnten, blieb es speziell in Hamburg ziemlich schattig. Der Winter brachte es hier in den letzten drei Monaten auf gerade mal 85 Sonnenstunden. Besonders im Februar war es mit nur 19 Sonnenstunden bisher recht trübe.
Mit einem bundesweiten Temperaturmittel von 4,1 Grad Celsius lag der zu Ende gehende Winter den Angaben des DWD zufolge 3,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 waren es demnach 2,7 Grad mehr. Außerdem war er der drittwärmste seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungnen 1881.
Temperaturmittel im Februar mit neuem Monatsrekord
Deutschland habe damit bereits den 13. sehr milden Winter in Folge erlebt. Der diesjährige Februar habe mit einem Temperaturmittel von "beispiellosen" 6,6 Grad sogar einen neuen Monatsrekord aufgestellt und den bisherigen Spitzenwert von 5,7 Grad im Februar 1990 noch deutlich übertroffen. Dementsprechend war es in Niedersachsen 6 Grad, in Hamburg 5,5 Grad, in Schleswig-Holstein 5,1 Grad und in Mecklenburg-Vorpommern 5,6 Grad wärmer als üblich. Selbst im Vergleich zu einem typischen März sei der Februar ungewöhnlich warm gewesen. So sei es im März laut langjährigen Referenzmessungen im Schnitt 3,5 Grad warm.
Statt kaltem Winterwetter "bereitet sich die Natur nun auf den Frühling vor", wie der DWD mitteilte. Und der nasse Winter hat auch etwas Positives: Die viel zu trockenen Böden haben sich gut erholt und sind ausreichend durchfeuchtet, sagte Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.