Artgerechte Haltung dank Tierwohl-Label?
Viele Verbraucher wünschen sich, dass das Fleisch, das sie kaufen, von Tieren aus artgerechter Haltung stammt. Aber wie erkennt man das? Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) will in dieser Woche ein staatliches Tierwohl-Label vorstellen. In unserer Reihe "NDR Info Perspektiven" erklärt Claudia Plaß, was es mit dem neuen Label auf sich hat und welche Möglichkeiten es für Landwirte und Verbraucher bietet. Die Reportage im Audio-Beitrag blickt außerdem in die Niederlande, in denen es bereits ein solches Label gibt.
Warum soll es ein staatliches Tierwohl-Label geben?
Mit dem Tierwohl-Label sollen Landwirte unterstützt werden, die sich für Verbesserungen in der Tierhaltung einsetzen. Denn: Vor allem die industrielle Landwirtschaft steht zunehmend in der Kritik. Tierschützer, Umweltschützer und Verbraucher bemängeln, dass Schweine, Rinder und Geflügel in den Ställen zu wenig Bewegung, keinen Auslauf und kaum Beschäftigung haben - kurzum, nicht artgerecht gehalten werden. Es gibt zwar durchaus die Möglichkeit, Biofleisch zu kaufen. Verbände wie Bioland oder Demeter stellen hohe Anforderungen an Tierwohl, und diese Verbände werden streng kontrolliert. Daneben bieten Label aber wenig Überblick darüber, wie es den Tieren geht und die Kriterien sind weniger streng. Seit einiger Zeit gibt es zudem die Brancheninitiative Tierwohl. Daran sind der Bauernverband, der Einzelhandel und die Fleischindustrie beteiligt. Die Händler verpflichten sich, für jedes verkaufte Kilo Fleisch vier Cent in einen Fonds zu zahlen. Mit dem Geld werden Bauern gefördert, die etwas für ihre Tiere tun. Knackpunkt: Verbraucher können jenseits der erwähnten Bioprodukte nicht am Produkt erkennen, wie artgerecht das Tier behandelt wurde. Zudem setzt diese Initiative auf Freiwilligkeit.
Was könnten Verbraucher von dem neuen Tierwohl-Label haben?
Das Label soll das Fleisch von den Tieren kennzeichnen, deren Halter die entsprechenden Vorgaben erfüllen - also: Mehr Platz im Stall und besseres Futter zum Beispiel. Das soll für mehr Transparenz sorgen. Zunächst soll es für Schweinefleisch gelten, später für Geflügel- und Rindfleisch. Verbraucherschützer betonen: Zwei Drittel der Verbraucher wünschen sich mehr Informationen zum Tierwohl. Die meisten sind demnach auch bereit, für Produkte aus artgerechter Tierhaltung etwa ein Drittel mehr zu zahlen. Grundsätzlich begrüßt der Verbraucherzentrale Bundesverband das geplante Tierwohl-Gütesiegel.
Wo könnte es Probleme geben?
Verbraucherschützer fordern: Das Label müsse so einfach wie möglich gestaltet sein. Außerdem gibt es Kritik an der Freiwilligkeit. Die Grünen sprechen von einer Verbrauchertäuschung und fordern eine verpflichtende Kennzeichnung wie bei Eiern.