Arbeitsmarkt im Juni: Mehr Erwerbslose im Vergleich zum Vorjahr
Die Arbeitslosenzahl ist im Juni bundesweit gestiegen. Die Quote liegt aber unverändert bei 5,8 Prozent. In Norddeutschland gibt es vor allem einen Anstieg der Erwerbslosenquote im Vergleich zum Vorjahresmonat - am stärksten in Hamburg.
- Niedersachsen: Arbeitslosenquote höher als vor einem Jahr
- Schleswig-Holstein: Madsen spricht von "guter Halbjahresbilanz"
- MV: Leichter saisonaler Aufschwung, aber Anstieg der Quote zum Vorjahresmonat
- Hamburg: Deutlich mehr Arbeitslose als im Vorjahresmonat
Anders als üblich ist die Zahl der Arbeitslosen im Juni bundesweit gestiegen. Sie nahm im Vergleich zum Mai um 4.000 Menschen zu, insgesamt waren damit 2,727 Millionen Menschen arbeitslos, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Freitag mitteilte. Die Quote blieb unverändert bei 5,8 Prozent. Im Vergleich zum Juni 2023 stieg die Zahl der Arbeitslosen um 172.000. "Die Unternehmen sind weiter zurückhaltend bei der Suche nach neuem Personal", erklärte BA-Chefin Andrea Nahles.
Niedersachsen: Arbeitslosenquote höher als vor einem Jahr
In Niedersachsen ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Mai nahezu unverändert geblieben. Insgesamt waren 257.128 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei 5,7 Prozent. Im Juni 2023 lag sie noch bei 5,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind nun 25.600 mehr Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Es gibt laut Bundesagentur für Arbeit vor allem viele Jugendliche ohne Job. Es handelt sich insbesondere um diejenigen, die ihre Berufsausbildung beendet haben. Aufgrund des frühen Beginns der Sommerferien endeten erste Ausbildungsgänge früher als im vergangenen Jahr. Bei Ausbildungsplätzen gibt es ein Missverhältnis zwischen offenen Stellen und jungen Menschen, die eine Stelle suchen: In Niedersachsen hatten Betriebe der BA bis Juni 46.323 Ausbildungsstellen gemeldet. Davon sind 23.684 noch unbesetzt. Dem stehen 16.637 junge Menschen gegenüber, die noch als unversorgt gemeldet sind. Insgesamt haben sich 41.290 Personen gemeldet, die nach einer (dualen) Ausbildung suchen. Der Landeschef der BA für Niedersachsen und Bremen appelliert an Arbeitgeber: "Geben Sie auch solchen Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance, die auf den ersten Blick nicht optimal erscheinen. Wir bieten hier umfangreiche Unterstützungsmöglichkeiten an." Jungen Menschen empfiehlt er, sich von der Berufsberatung helfen zu lassen.
Schleswig-Holstein: Madsen spricht von "guter Halbjahresbilanz"
Die Zahl der Menschen ohne Job in Schleswig-Holstein ist im Juni im Vergleich zum Mai um etwa 500 auf 88.989 Menschen gesunken. Die Arbeitslosenquote liege bei 5,5 Prozent und habe sich im Vergleich zum Vormonat nicht geändert, teilte die Regionaldirektion der BA in Kiel mit. Vor einem Jahr lag die Quote bei 5,3 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im Vergleich zum April des Vorjahres um 7.500 oder 0,7 Prozent auf 1.057.600 gestiegen. Aktuell werden laut BA insbesondere in den freiberuflichen, technischen und wissenschaftlichen Dienstleistungen, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Handel und im verarbeitenden Gewerbe zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht.
Schleswig-Holsteins Arbeitsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) erklärte: "Angesichts der schwachen konjunkturellen Entwicklung, den laufenden Integrationsbemühungen Geflüchteter und den Herausforderungen durch den Fach- und Arbeitskräftemangel ist das eine gute Halbjahresbilanz." Dennoch müssten neben arbeitslosen Geflüchteten auch ältere Arbeitslose und Langzeitarbeitslose im Blick behalten werden. Bei den älteren Arbeitslosen sehe der Minister vielfach Arbeits- und Fachkräfte, die Unternehmen schnell einsetzen könnten. Unter den Kreisen hat Stormarn im Juni mit 4,1 Prozent die niedrigste und Dithmarschen mit 5,6 Prozent die höchste Arbeitslosenquote. Unter den kreisfreien Städten ist sie in Kiel mit 7,7 Prozent am niedrigsten und in Neumünster mit 8,3 Prozent am höchsten.
MV: Leichter saisonaler Aufschwung, aber Anstieg der Quote zum Vorjahresmonat
Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl der Arbeitslosen im Juni saisonal typisch leicht gesunken. Aktuell sind 61.848 Menschen erwerbslos, das sind etwa 850 weniger als im Mai, ein Rückgang um 1,3 Prozent. Verglichen mit dem Juni des Vorjahres ist die Zahl der Erwerbslosen im Land jedoch um 2,3 Prozent oder 1.700 Frauen und Männer höher. Die Gesamt-Arbeitslosenquote sank auf 7,5 Prozent, sagte der Chef der Regionaldirektion Nord der BA, Markus Biercher. Allerdings sei auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vorjahresvergleich gesunken, und zwar um 3.300. Dies sei vor allem dem Personalabbau in der Bauwirtschaft, im Handel, im verarbeitenden Gewerbe und im Gastgewerbe sowie in den Bereichen Logistik und Verkehr geschuldet. Die niedrigste Arbeitslosenquote in MV hat unverändert der Landkreis Rostock mit 5,8 Prozent, die höchste die Landeshauptstadt Schwerin mit nach wie vor 9,9 Prozent.
Hamburg: Deutlich mehr Arbeitslose als im Vorjahresmonat
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt in der Hansestadt hat sich im Juni kaum verändert, heißt es von der Arbeitsagentur. Es gibt 68 Arbeitslose mehr als noch im Mai. Insgesamt sind es jetzt 86.834. Damit liegt die Arbeitslosenquote in der Stadt weiterhin bei 7,8 Prozent. Mit Blick auf das letzte Jahr ist der Anstieg allerdings deutlich. Derzeit sind fast 7.400 Arbeitslose mehr in Hamburg gemeldet. Im Juni 2023 lag die Quote noch bei 7,3 Prozent. Bei den arbeitslos Gemeldeten werden deutlich mehr Menschen mit Migrationshintergrund verzeichnet - plus 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Um Geflüchtete schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren, setzt die Arbeitsagentur auf den Job-Turbo der Bundesregierung der weniger Bürokratie verspricht. Dieser läuft bisher aber eher schleppend an. Dabei werden weiterhin viele Arbeitskräfte gesucht: Fast 13.400 offene Stellen verzeichnet die Arbeitsagentur. Das sind sogar gut 2.000 mehr als noch vor einem Jahr.