Arbeitsmarkt im Juli: Mehr Arbeitslose, viele offene Lehrstellen
In Deutschland sind im Juli 2,617 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet gewesen. Das waren etwa 62.000 mehr als im Juni und 147.000 mehr als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mitteilte.
"Mit Beginn der Sommerpause sind Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung im Juli gestiegen", sagte Bundesagentur-Chefin Andrea Nahles. Die Beschäftigung nehme zu, das Wachstum verliere aber konjunkturbedingt zusehends an Schwung. Auch in drei von vier Nordländern gab es im vergangenen Monat mehr Erwerbslose als im Juni. Nur Mecklenburg-Vorpommern meldete einen leichten Rückgang. Die Agentur für Arbeit verweist allerdings zum Beginn des Ausbildungsjahrs auch auf die hohe Zahl noch unbesetzter Lehrstellen.
Niedersachsen: Schulabgänger sorgen für höhere Quote
Die Arbeitslosenzahl in Niedersachsen stieg im Juli um vier Prozent auf 255.939. Die Arbeitslosenquote lag mit bei 5,8 Prozent 0,4 Prozentpunkte über dem Juli 2022 und 0,2 Prozentpunkte höher als im Vormonat. Der Anstieg entfällt zum großen Teil auf unter 25-Jährige, die aus der Schule kommen oder eine Ausbildung abgeschlossen haben und sich übergangsweise arbeitslos melden. Viele Lehrstellen sind noch frei. Von 51.168 gemeldeten Stellen waren zuletzt 22.950 noch als unbesetzt registriert.
Jugendliche Geflüchtete spielen inzwischen den Angaben zufolge eine wichtige Rolle auf dem Ausbildungsmarkt. "Ohne diese jungen Menschen wäre die Nachwuchslücke noch erheblich größer. Wir müssen mit vereinten Kräften daran arbeiten, dass ihre Ausbildung gelingt. Bei sprachlichen oder schulischen Schwächen können wir beispielsweise Nachhilfeunterricht finanzieren", sagte BA-Regional-Chef Johannes Pfeiffer.
Schleswig-Holstein: Arbeitslosenquote steigt auf 5,5 Prozent
Schleswig-Holstein verzeichnete im Juli mit insgesamt 87.200 Erwerbslosen etwa 1.900 mehr als im Juni und 3.100 mehr als im Juli 2022. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,5 Prozent, nach 5,3 Prozent im Vormonat und ebenfalls 5,3 Prozent vor einem Jahr. Die Entwicklung ist nach Angaben der Arbeitsagentur die saisontypische "Sommerflaute". Es gebe rund 6.400 neue sozialversicherungspflichtig Beschäftigte - die Zahl wuchs laut BA wie schon im Vormonat um 0,6 Prozent. Ausnahmen bei dieser Positiventwicklung seien die Sektoren Handel, Arbeitnehmerüberlassung und Versicherungswirtschaft.
Markus Biercher, Chef der BA-Regionaldirektion Nord, verwies auf 8.400 noch unbesetzte Ausbildungsplätze im Land. An Schulabgänger gewandt sagte er: "Speziell im Einzelhandel und im Handwerk sind noch zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Noch nie - vorausgesetzt man ist nicht auf einen Wunschberuf fixiert und regional flexibel - waren die Chancen auf einen Ausbildungsplatz größer."
Mecklenburg-Vorpommern: Etwas weniger Menschen ohne Job
In Mecklenburg-Vorpommern sank die Zahl der Arbeitslosen um 470 Personen. Im Vormonat waren es noch 60.200. Die Quote verharrte nach BA-Angaben bei 7,4 Prozent - 0,1 Prozentpunkte weniger als im Juli 2022. Auch im Nordosten gab es wegen temporär arbeitslos gemeldeter Schulabgänger einen überdurchschnittlichen Anstieg bei den unter 25-Jährigen.
Die Personalnachfrage ist laut Bundesagentur zurückgegangen. Im Juli seien rund 2.200 weniger offene Stellen als im Vorjahresmonat gemeldet gewesen. Das entspreche einem Rückgang von 10,9 Prozent. Derzeit hätten die Arbeitsagenturen in MV 18.000 offene sozialversicherungspflichtige Stellen im Bestand.
Hamburg: Zahl der Erwerbslosen steigt auf über 80.000
Im Juli hatten 82.000 Menschen in der Hansestadt keinen Job, 2.500 mehr als im Juni. Die Arbeitslosenquote liegt bei 7,5 Prozent und damit um 0,2 Prozentpunkte höher als im Vormonat und um 0,4 Prozentpunkte höher als im Juli 2022. Die schwache Konjunktur in Deutschland habe auch Hamburg im Griff, sagt Sönke Fock, der Chef der Agentur für Arbeit. Die Arbeitslosigkeit bleibe seit Beginn des Jahres auf einem hohen Niveau.
Für die höhere Arbeitslosigkeit in Hamburg macht die BA überwiegend den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verantwortlich, denn in die aktuelle Statistik sind auch fast 5.500 arbeitslos gemeldete Menschen aus der Ukraine eingeflossen.