Früh übt sich, wer ein guter Geldsparer werden will
Am Weltspartag tragen auch in Norddeutschland wieder viele Kinder ihre Sparschweine und -dosen zur Bank. Zwar sind die Zinsen verglichen mit früheren Zeiten niedrig. Doch viele Eltern und Experten schwören weiter aufs Sparbuch, damit Kinder den Umgang mit Geld lernen können.
Für die Weltsparwoche haben sich die Sparkassen- und Bankfilialen herausgeputzt. Viele haben kinderfreundlich dekoriert mit bunten Luftballons, Fähnchen und Plakaten. Den Kindern soll das Geldzählen, Einzahlen und Sparen schließlich Spaß machen. In Hamburg-Jenfeld geht diese Rechnung in der dortigen Filiale der Hamburger Sparkasse (Haspa) klimpernd auf. Der sechsjährige Finn, der von seiner Mutter begleitet wird, schüttet seine Münzen strahlend in die Zählmaschine - und erzählt dann stolz, dass er 250 Euro angespart hat. Als Belohnung gibt's für ihn ein Foto mit dem Sparkassenmaskottchen "Manni, die Maus", einen Luftballon und eine Taschenlampe.
Eltern und Banker betonen den Lerneffekt
Doch der eigentliche Bonus ist für Finn erst einmal unsichtbar - den sehen eher die Eltern oder die Mitarbeitenden der Bank. Denn wenn es nach ihnen geht, können die Kleinen nicht früh genug lernen, was es heißt, ein Konto zu haben, umsichtig mit dem eigenen Geld umzugehen und es für größere Anschaffungen zu sparen. Wie viele Zinsen es für das Ersparte gibt, scheint da erst einmal zweitrangig zu sein.
Verbraucherzentrale mahnt zu "gesunder Skepsis"
Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein sieht das kritischer. Für sie ist der Weltspartag eher eine über Jahre gut eingespielte Marketingkampagne der Banken als eine nachhaltige Bildungsaktion. Zum Beispiel mit Startboni bei einer Kontoeröffnung sollen in der Sparwoche, die traditionell Ende Oktober stattfindet, eben auch besonders viele Produkte verkauft werden, monieren die Verbraucherschützer. Für Eltern sei bei Gesprächen mit den Bank-Mitarbeitenden zumindest eine "gesunde Skepsis" angebracht, so die Verbraucherschützer.
Erste Schritte in die "erwachsene" Finanzwelt
Werbemaßnahme hin oder her - für die Eltern von kleinen Kindern scheint der Weltspartag noch immer eine gute Gelegenheit zu sein, um ihren Nachwuchs niedrigschwellig an die "erwachsene" Finanzwelt heranzuführen. "Für die Kinder ist es auch ganz nett, dass sie sparen können - und dass Oma und Opa eine Adresse haben, wohin sie das Geld überweisen können", sagt die Mutter der vierjährigen Janne bei ihrem Weltspartag-Besuch in der Haspa-Filiale in Jenfeld.
Menschen in Deutschland sparen immer noch viel
Sparen liegt 100 Jahre nach der Einführung des Weltspartags 1924 hierzulande weiter im Trend. Die Menschen in Deutschland sparen im internationalen Vergleich der Industriestaaten besonders gerne. Laut Statistischem Bundesamt sparen sie durchschnittlich mehr als 11 Prozent ihres Einkommens. Nur in der Schweiz und in den Niederlanden legen die Menschen demnach noch mehr Geld "auf die hohe Kante".
Beim genauen Blick in die Statistik werden aber bundesweit auch große Unterschiede sichtbar. So haben etwa die privaten Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2022 nur knapp sieben Prozent ihres verfügbaren Einkommens gespart.
Aktienanlagen werden häufiger nachgefragt
Die Situation auf den Finanzmärkten und die Entwicklung der Zinsen hat dazu beigetragen, dass sich das Sparen in den vergangenen Jahren laut Experten deutlich verändert hat. Gerade jüngere Menschen und Familien äußern andere Wünsche als die Anlage auf einem Sparbuch, berichtet Haspa-Filialleiter Fabian Stritzke: "Viele Kunden sagen, dass sie das Geld in Aktien sparen wollen - auch schon für die Kinder." Sie hätten verstanden, dass sich das langfristig stärker lohne, "als es unter dem Kopfkissen zu sparen".
Geld auf Girokonten bringt kaum Ertrag
Zahlen der Volksbanken zufolge ist knapp ein Viertel des privaten Geldvermögens in Deutschland in Bargeld oder sogenannten Sichteinlagen geparkt - also als Bankguthaben, das keine Laufzeit oder Kündigungsfrist hat und somit umgehend verfügbar ist. Geld auf solchen Konten wirft aber keine oder kaum Zinsen ab. In Aktien, die teils hohe Renditen bringen, ist in Deutschland demnach nur rund neun Prozent des Geldvermögens angelegt.
Finanz-Experte: Weltspartag sollte mit der Zeit gehen
Laut Andreas Hackethal, Professor für Finanzen an der Frankfurter Goethe Universität, hat das auch mit der Geschichte des deutschen Rentensystems zu tun. In der Vergangenheit hätten sich die Menschen schlicht nicht mit Wertpapier-Anlagen befassen müssen. Das sei jetzt aber anders.
Und so hofft der Finanz-Experte, dass Aktionen wie der Weltspartag sich in Zukunft dahingehend öffnen: "Der Appell, frühzeitig mit dem Sparen anzufangen, ist immer wichtig. Allerdings sollte man das Wort 'Sparen' breiter fassen. Eben nicht nur auf Zinsen und Sparbuch, sondern auch auf das Anlegen von Geld. Denn in diesem Zusammenhang muss die jetzige Generation mehr tun als die Generation zuvor."
Die vierjährige Janne sieht das bei einem ihrer ersten Bank-Besuche allerdings zum Glück noch etwas entspannter: Mit ihrem gesparten Geld wolle sie sich "Eis kaufen", erzählt sie dem NDR Reporter in Hamburg, ohne mit der Wimper zu zucken.