Was tun, wenn die eigene Wohnung in Hamburg zu groß wird?

Stand: 07.07.2024 08:55 Uhr

Zu viel Platz in der Wohnung: Das klingt für viele Hamburgerinnen und Hamburger nach einem Luxusproblem. Es kommt aber häufiger vor als man so denkt, wie eine NDR-Auswertung der Volkszählung Zensus 2022 ergeben hat. Gerade Senioren und Seniorinnen bewohnen demnach überdurchschnittlich große Flächen - die woanders fehlen.

Seit über 40 Jahren lebt Ursula Neumann mit ihrem Mann in einer Mietwohnung in Hamburg-Eppendorf. Sie haben viel Platz: 183 Quadratmeter für 10 Euro kalt pro Quadratmeter. Die Wohnung ist ihnen inzwischen zu groß, aber eine kleinere, bezahlbare haben sie noch nicht gefunden.

"Wir sind beide nicht furchtbar gesund", sagt Neumann. "Und die Vorstellung, dass einer von uns stirbt und der andere bleibt allein übrig und kann die Wohnung nicht halten oder muss dann umziehen - die ist ziemlich furchtbar." Gern würde sie ihre Wohnung für eine Familie freigeben. Das Problem: Es rechnet sich nicht. Und der Umzug wäre aufwendig.

Senioren in Hamburg: 61 Quadratmeter pro Kopf

Es handelt sich nicht um einen Einzelfall: Hamburger Senioren und Seniorinnen wie Ursula Neumann leben im Schnitt auf 61 Quadratmetern - und haben damit knapp 50 Prozent mehr Wohnfläche als der Durchschnitt mit knapp 42 Quadratmetern pro Kopf.

Eine Rentnerin im Gespräch mit dem Hamburg Journal. © Screenshot
Ursula Neumann würde ihre Mietwohnung gern für eine Familie freigeben, doch es fehlt eine bezahlbare Alternative.

Besonders eng lebt es sich in der Hamburger Altstadt mit 17 Quadratmetern pro Bewohner. Die größten Flächen pro Kopf gibt es in Nienstedten und Blankenese - mit je rund 60 Quadratmetern. Noch mehr Wohnraum pro Person gibt es nur im äußersten Norden der Stadt, mit 63 Quadratmetern in Wohldorf-Ohlstedt.

Wohnungstausch übers Internet oft schwierig

Trotz Wohnungsmangel gibt es also viel ungenutzte Fläche in der Stadt. Eine mögliche Lösung wäre ein Wohnungstausch, zum Beispiel über eines der Internetportale, die Interessierte zusammenbringen. Doch oft klappt das nicht, wie Andreas Breitner vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen berichtet. "Der Umzug ist ein Angang für viele, und deshalb ist es so schwierig, das hinzubekommen. Das erinnert mich ein bisschen an die Diskussion um die Mehrgenerationenhäuser: Alle finden es gut, so zu wohnen. Aber keiner macht's. Beim Wohnungswechsel und Wohnungstausch ist es auch so."

Auch bei der städtischen SAGA können Bestandsmieter und -mieterinnen untereinander tauschen. Innerhalb von vier Jahren sind laut Behörde 3.366 Wohnungswechsel abgeschlossen worden. In einem Gesamtbestand von weit über 100.000 SAGA-Wohnungen.

Warum der Tausch oft nicht klappt

Der Modell birgt viele Herausforderungen - meint auch die Behörde für Stadtentwicklung: "Tauschwillige kommen oftmals nicht zusammen, weil der Stadtteil, der Zuschnitt der Wohnung oder andere Bedingungen nicht übereinstimmen. Zudem werden überwiegend größere Wohnungen gesucht."

Subventionen könnten Wohnungstausch reizvoller machen

Stadtplaner schlagen konkrete Anreize für einen Tausch vor, zum Beispiel Subventionen für Umzüge und höhere Mieten. Das Potenzial sei längst nicht ausgeschöpft, meint auch Thomas Krüger von der HafenCity Universität Hamburg. "Es heißt überall Wohnungstausch funktioniert nicht oder sehr mager. Das liegt daran, dass kein Geld eingesetzt wird."

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 05.07.2024 | 19:30 Uhr

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