Zensus 2022: Hamburg ist das Bundesland mit den höchsten Mieten
Wie viele Menschen genau leben in Hamburg? Wie viele Wohnungen gibt es hier und wie teuer sind sie? Diese Zahlen wurden mit der bundesweiten Befragung Zensus 2022 ermittelt. Erste Ergebnisse hat das Statistische Landesamt am Dienstag vorgestellt.
Stichtag der Befragung war der 15. Mai 2022. Und an diesem Tag gab es in Hamburg exakt 260.630 bewohnte Gebäude. Dabei wohnten die Hamburgerinnen und Hamburger in genau 985.422 Wohnungen. Etwa 77 Prozent dieser Wohnungen waren vermietet, gut 21 Prozent wurden von den Eigentümerinnen und Eigentümern selbst bewohnt. Was die Größe angeht, waren die Wohnungen mit durchschnittlich 77 Quadratmetern deutlich kleiner als im Bundesdurchschnitt - bundesweit waren die Wohnungen durchschnittlich 94,36 Quadratmeter groß.
Hamburg ist Land mit höchster Nettokaltmiete
Allerdings zahlten die Hamburger Mieterinnen und Mieter über 2 Euro mehr als der Bundesdurchschnitt - in der Hansestadt lag die durchschnittliche Nettokaltmiete bei 9,16 Euro pro Quadratmeter, das war auf Landesebene der höchste Wert. Bundesweit lag die Nettokaltmiete im Schnitt bei 7,28 Euro, am günstigsten sind Wohnungen laut Zensus in Sachsen-Anhalt mit 5,38 pro Quadratmeter.
Pein: "Baukosten müssen um ein Drittel runter"
Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) sagte im NDR Hamburg Journal zu den Mietpreisen, 9,16 Euro Durchschnittsmiete seien moderat: "Unser Ziel ist ja, dass man nicht mehr als ein Drittel seines Einkommens für die Miete ausgeben muss - und das ist mit dieser Durchschnittsmiete möglich." Das sei die Anfangsmiete im zweiten Förderweg der Sozialwohnung und für einen Ballungsraum sei das nicht schlecht. Das Problem sei aber, dass es zu wenige neue Wohnungen auf dem Markt gebe, auch weil die Baukosten extrem gestiegen seien. "Wir müssen die Baukosten wieder senken, die müssen um ein Drittel runter", so Pein, beispielsweise durch niedrigere Standards wie etwas dünnere Wände.
Stadt mit höchster Durchschnittsmiete ist München
Guckt man auf die Großstädte, liegt München mit 12,98 Euro ganz vorn, gefolgt von Frankfurt am Main, Stuttgart und Heidelberg. Berlin liegt mit 7,67 Euro im Mittelfeld. Die günstigste Großstadt im Westen ist Hagen mit 5,39 Euro Durchschnittskaltmiete, in ganz Deutschland ist es Chemnitz.
Deutscher Mieterbund: "gewaltiges Mietenproblem"
Angesichts dieser Zahlen sprach der Deutsche Mieterbund insgesamt von einem "gewaltigen Mietenproblem". Besonders in Großstädten seien es "erschreckende Zahlen, die nur eine Konsequenz nach sich ziehen können", sagte Verbandspräsident Lukas Siebenkotten: "Wir brauchen dringend Begrenzungen der Mieterhöhungsmöglichkeiten." Er forderte eine Wohnungsbauoffensive und ambitionierte Mietrechtsreformen.
Zuwanderung verschärft das Problem zusätzlich
Und der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) wies darauf hin, dass sie in den beiden Jahren seit dem Stichtag noch einmal viel verändert hat - beispielsweise durch die Zuwanderung aus der Ukraine. Seit Kriegsbeginn Ende Februar 2022 bis Ende Januar 2024 habe sich die Zahl der aus der Ukraine nach Deutschland geflüchteten Menschen versiebenfacht. Daher und wegen der demografischen Entwicklung brauche Deutschland "deutlich mehr bezahlbaren Wohnraum". Immer weniger Menschen fänden überhaupt eine Wohnung - "geschweige denn eine bezahlbare", kritisierte der Verband.
Gas- und Ölheizungen noch immer am verbreitetsten
Das Statistikamt gab auch Zahlen zu Energieträgern bekannt. Demnach wurden die meisten deutschen Wohnungen mit Gas oder Öl beheizt - nämlich 75 Prozent. Wärmepumpen sorgen nur in drei Prozent für Wärme - bisher, denn im Neubau ab 2016 wird schon in jeder vierten Wohnung eine Wärmepumpe eingesetzt. Seit 2010 wächst der Anteil. Gas ist in Neubauten immer noch ein wichtiger Energieträger, von den seit 2016 gebauten Wohnungen werden 39 Prozent mit Gas beheizt. Ölheizungen dagegen werden fast gar nicht mehr eingebaut - seit 2010 beträgt der Anteil weniger als zwei Prozent.
An der Gebäude- und Wohnungszählung hatten sich etwa 23 Millionen Wohneigentümerinnen und -eigentümer beteiligt, außerdem rund 8.000 Wohnungsunternehmen. Zu Mieten und Heizenergie hatte das Statistikamt erstmals Zahlen erhoben.
Karten: Claus Hesseling, Michael Hörz, Michael Kreil