Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen im Gespräch. © picture alliance/dpa Foto: Ulrich Perrey
Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen im Gespräch. © picture alliance/dpa Foto: Ulrich Perrey
Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen im Gespräch. © picture alliance/dpa Foto: Ulrich Perrey
AUDIO: Hapag-Lloyd-Chef zum HHLA-Deal (1 Min)

Streit um HHLA-Deal: Was Hapag-Lloyd geplant hatte

Stand: 17.09.2023 13:23 Uhr

Der Chef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, ist enttäuscht vom geplanten Einstieg der weltgrößten Containerreederei MSC beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA. Im Gespräch mit NDR 90,3 verriet Habben Jansen, was Hapag-Lloyd für den Hafen geplant hatte.

Hapag-Lloyd ist mit seinen Allianzpartnern bislang für mehr als die Hälfte des Umschlags in Hamburg verantwortlich - und war beim Rennen um eine Hafenbeteiligung leer ausgegangen. Vorstandschef Rolf Habben Jansen hatte im Geheimen monatelang mit der Stadt verhandelt über ein Konzept namens "Hamburg Ports".

Hapag-Lloyd wollte HHLA-Geschäft übernehmen

"Konkret haben wir vorgeschlagen, dass wir das Geschäft von der HHLA übernehmen", sagte Habben Jansen. Die HHLA wäre dann der "Nukleus" vom Terminal-Geschäft von Hapag-Lloyd geworden. "Denn wir haben natürlich auch Geschäfte mittlerweile in Südamerika, an anderen Stellen in Europa und auch in Indien."

Gestörte Atmosphäre zwischen Reederei und Stadt

Zuletzt habe Hapag-Lloyd darüber Anfang des Jahres mit der Stadt gesprochen - ohne Erfolg, so Habben Jansen. Nur wenige Monate später gab es jetzt den Vorvertrag mit dem Konkurrenten MSC. "Ich glaube, es wäre übertrieben zu sagen, dass das jetzt die Atmosphäre verbessert."

Weitere Informationen
Ein Schiff der MSC und ein Schlepper im Wasser. © Screenshot

HHLA-Teilverkauf: Zahlen zur Lage des Hamburger Hafens

Um den Hamburger Hafen ist ein Wettstreit entbrannt. Daten zeigen, welche Interessen die riesigen Container-Reedereien haben . mehr

"Es kann auch anders ausgehen"

Grundsätzlich könne er die Stadt Hamburg verstehen, wenn sie mit MSC eine große Reederei an sich binden wolle und sich so mehr Ladung erhoffe. Trotzdem warnte Habben Jansen: "Es kann auch anders ausgehen." Es gebe zum Beispiel genügend Container, die man auch nach Wilhelmshaven oder Bremerhaven schicken könnte. Habben Jansen hatte zuvor schon angedeutet, dass seine Reederei Transportvolumen aus Hamburg abziehen könnte.

Finanzsenator weist Kritik zurück

Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) wies die Hapag-Lloyd-Kritik am geplanten MSC-Deal zurück. "Ehe jetzt Legendenbildung zu den vorherigen Gesprächen einsetzt: Hapag Lloyd hat leider die städtische Mehrheit bei der HHLA-Group nicht akzeptiert und Eurogate nicht die volle Mitbestimmung der HHLA-Beschäftigten in der Hafenkooperation", postete Dressel am Sonntag auf der Plattform X, vormals Twitter. Und im Übrigen gelte: Die Partnerschaft mit MSC richte sich gegen niemanden.

Auch Hapag-Lloyd-Betriebsrat dagegen

Auch der Betriebsrat von Hapag-Lloyd hatte sich gegen den MSC-Deal gerichtet. Die Verkaufspläne des Senats seien völlig unverständlich. Mit MSC bekomme einer der größten Konkurrenten maßgebenden Einfluss auf den Heimathafen von Hapag-Lloyd. Am Ballindamm, wo Hapag-Lloyd sitzt, macht der Satz von "einer kalten Dusche" für das Unternehmen die Runde. Besonders pikant dabei: Die Stadt Hamburg ist selbst an Hapag-Lloyd beteiligt.

Weitere Informationen
Henning Vöpel © picture alliance/dpa | Markus Scholz Foto: Markus Scholz
7 Min

Wirtschaftsexperte: Der Deal zum Hamburger Hafen kommt überraschend

Privates Geld für die HLA sei gut, um die Infrastruktur im Hafen zu finanzieren, aber die Strategie der Stadt und der Reederei MSC unklar, sagte Hennig Vöpel vom HWWI im Interview bei NDR Info. 7 Min

Hapag-Lloyd-Schriftzug am Stammsitz am Ballindamm in Hamburg © dpa - Bildfunk Foto: Maurizio Gambarini

HHLA-Deal: Hapag-Lloyd droht mit Abzug von Ladung

Die Reederei Hapag-Lloyd könnte nach dem HHLA-Einstieg des Konkurrenten MSC möglicherweise Transportvolumen aus Hamburg abziehen. mehr

Neue elektrische Lagerblöcke sind am Container Terminal Burchardkai der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius

HHLA-Teilverkauf könnte zum Bieter-Wettkampf werden

Der Haupteigentümer des Eurokai-Konzerns nennt die Pläne "eine Katastrophe" und will selbst ein Angebot abgeben. mehr

Peter Kleffmann spricht den Hamburg Kommentar. © NDR Foto: Screenshot

Kommentar: Geplanter Teilverkauf der HHLA spaltet Hamburg

Das Risiko für die Stadt ist hoch, aber es gab keine wirklich gute Alternative, meint Peter Kleffmann in seinem Kommentar. mehr

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (r.) und Soren Toft, CEO der Reederei MSC, geben sich an der Seite von Finanzsenator Andreas Dressel (l.) und Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (2.v.l) die Hand. © Christian Charisius/dpa

Hamburger Hafen: Reederei MSC will bei der HHLA einsteigen

Die knappe Mehrheit der HHLA soll im Besitz Hamburgs bleiben. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. mehr

Mehrere Ver.di-Fahnen bei einer Demonstration. © picture alliance / Ostalb Network | Marius Bulling Foto: Marius Bulling

Ver.di und Beschäftigte wollen HHLA-Teilverkauf an MSC verhindern

Nach Informationen von NDR 90,3 ist eine Demonstration von ver.di und HHLA-Beschäftigten in der Hamburger Innenstadt geplant. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 16.09.2023 | 10:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Hamburger Hafen

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Riss ist in der Außenfassade zwischen der West- und Südseite der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg zu sehen. © dpa Foto: Gregor Fischer

Schäden am Hamburger Michel sind größer als vermutet

Die Hamburger Hauptkirche ist eine Dauerbaustelle. Und nun sind bei aktuellen Arbeiten noch mehr Schwachstellen entdeckt worden. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?