Senatorin Pein geht von Fertigstellung des Elbtowers bis 2028 aus

Stand: 17.11.2023 19:17 Uhr

Der Elbtower in der Hafencity ist bereits zu einem Drittel fertiggestellt. Das wurde am Freitag bei einer Sondersitzung des Haushaltsausschusses bekannt. Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) geht davon aus, dass der 245-Meter-Turm zu Ende gebaut wird. Seit drei Wochen herrscht Baustopp.

Im Ausschuss bemühte sich Pein, die auch Aufsichtsratschefin der städtischen Hafencity GmbH ist, um Vertrauen. "Jetzt gehen wir von einer Fertigstellung im Juli 2028 aus, so wie es im Vertrag vorgesehen ist." Bei Übergabe des Grundstücks an den Projektentwickler war der Senat im Januar dieses Jahres noch von einer Fertigstellung des Prestigeobjekts bis spätestens 2026 ausgegangen.

Der private Elbtower sei schon zu 32 Prozent fertig gestellt, ein Viertel der Bauleistung sei vollbracht. Der Investor Signa Prime Selection wolle weiterbauen.

Kritik an Vertrauen in Investor

Der SPD-Abgeordnete Markus Schreiber war damit nur halb zufrieden: "Wo man Kritik üben kann ist, dass man überhaupt einen Vertrag mit diesem Investor gemacht hat. Das hätte man nicht machen müssen." Denn Investor René Benko hätte schon bei Vertragsabschluss einen schlechten Ruf gehabt. Auch Thilo Kleibauer (CDU) kritisierte den Senat für das blinde Vertrauen in den Investor. Noch vor zwölf Monaten habe man ihn als soliden Geschäftspartner bezeichnet. "Insofern erwarten wir hier, dass keine zusätzlichen Risiken für die Stadt entstehen", so Kleibauer.

Ein Kommentar von NDR 90,3 Redakteur Reinhard Postelt zum Elbtower. © NDR Foto: Screenshot
AUDIO: Sondersitzung des Haushaltsausschusses zum Thema Elbtower (1 Min)

Elbtower könnte im Extremfall schneller an die Stadt fallen

Auf dem Haushaltsausschuss wurde zudem bekannt, dass der Elbtower im Extremfall schneller an die Stadt fallen könnte als gedacht. Sollte die Elbtower-Gesellschaft in Konkurs gehen, fällt der Turm innerhalb eines Jahres an die Stadt. Dabei bekäme Hamburg den vollen Grundstückspreis erstattet sowie die schon gebauten 20 Stockwerke gratis dazu.

Schreiber erläutere dazu: "Wir hätten dann ein paar hundert Millionen Euro zumindest für den Untergrund unbezahlt bekommen." Die Stadt könne dann einen neuen Investor suchen, denn selber bauen will die Stadt nicht. Hält der Investor aber länger durch und baut selber weiter, hat er bis 2029 Zeit zur Fertigstellung.

Abgeordnete der Linkspartei bei einer Protestaktion vor einer Sondersitzung des Haushaltsausschusses zum Thema Elbtower. © NDR Foto: Reinhard Postelt
Abgeordnete der Hamburger Linkspartei protestierten vor den Toren der Sondersitzung des Haushaltsausschusses zum Thema Elbtower.
Protestaktion der Linken

Vor der Tür des Ausschusses ließen Abgeordnete der Linkspartei den Elbtower aus Pappkartons symbolisch einstürzen. Dabei bezweifelte Heike Sudmann (Linke) die harten Sanktions-Möglichkeiten Hamburgs beim Baustopp: "Die Stadt kann die erste Strafzahlung, dass weitergebaut wird, frühestens 2029 aussprechen." Sudmann befürchtet, dass Hamburg für die kommenden fünf Jahre eine "Bauruine" drohe. "Sollte Signa nicht weiterbauen, dürfen die Hamburgerinnen und Hamburger sich auf Jahre die Elbtower-Baustelle als Mahnmal der Großmannssucht von Olaf Scholz und als Relikt kapitalistischer Stadtentwicklung angucken können", sagte Sudmann. Und das sei "wirklich kein schöner Anblick".

Weitere Informationen
René Benko © picture alliance / ATP photo agency

Elbtower: Benko zieht sich aus Führung der Signa-Gruppe zurück

Der österreichische Signa-Gründer gibt die Macht in der Immobiliengruppe ab. Signa baut in der Hamburger Hafencity den Elbtower. (08.11.2023) mehr

NDR 90,3 Redakteur Reinhard Postelt vor einem Bild mit der Baustelle des Elbtowers in der Hamburger Hafencity. © NDR

Kommentar: Das Projekt Elbtower wird nicht kippen

Der Bau des Elbtowers in Hamburg ist ins Stocken geraten. Doch die Verträge der Stadt mit den Investoren sind vorbildlich gestaltet, meint Reinhard Postelt. (04.11.2023) mehr

Blick auf die Elbtower-Baustelle an den Elbrücken. © picture alliance/dpa | Markus Scholz Foto: Markus Scholz

Elbtower: Milliardär Benko offenbar nicht mehr dabei

Der österreichische Signa-Gründer hat seinen Rückzug aus der Immobiliengruppe signalisiert, die auch Anteile an anderen Hamburger Objekten hält. (03.11.2023) mehr

Der neue Chef der Hafencity GmbH, Andreas Kleinau, ist zu Gast im Hamburg Journal. © Screenshot

Elbtower: Hafencity-Chef geht von Weiterbau aus

Unterdessen hat Hamburgs Bürgermeister Tschentscher staatliche Finanzhilfen für das Großprojekt ausgeschlossen. mehr

Der unfertige Hamburger Elbtower. © Screenshot

Pein: Hamburg erwartet fristgerechte Fertigstellung des Elbtowers

Nach dem Baustopp auf der Baustelle hat die Stadtentwicklungsbehörde mit dem Investor gesprochen und pocht auf Einhaltung der Verträge. (30.10.2023) mehr

Blick auf die Baustelle des Elbtowers an den Elbbrücken im Hafen. Der Wolkenkratzer soll das dritthöchste Hochhaus Deutschlands werden. © picture alliance/dpa | Marcus Brandt Foto: Marcus Brandt

Baustopp beim Elbtower in Hamburg: SPD hofft auf Kühne

Seit Freitagmorgen ruhen die Arbeiten auf der Baustelle des Elbtowers weitgehend. Über den Weiterbau laufen intensive Gespräche (28.10.2023). mehr

Die Elbtower Baustelle in Hamburg. © Screenshot

Baustopp beim Elbtower in Hamburg: Baukonzern stellt Arbeit ein

Die Rohbaufirma Lupp erklärte, sie habe ihre Bautätigkeit eingestellt, weil der Bauherr Signa Prime Selection nicht rechtzeitig gezahlt habe. (27.10.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal 18:00 Uhr | 17.11.2023 | 17:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Hafencity

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Stimmzettel mit dem Hamburg-Wappen wird in eine Wahlurne geworfen. © IMAGO / Christian Ohde Foto: Christian Ohde

Bürgerschaftswahl in Hamburg: SPD und Grüne halten am 2. März fest

Die Hamburger müssen wohl zwei Mal innerhalb kurzer Zeit an die Urnen gehen, um Bundestag und Bürgerschaft zu wählen. SPD und Grüne sind gegen ein Vorziehen der Hamburg-Wahl. mehr