Baustopp beim Elbtower in Hamburg: Baukonzern stellt Arbeit ein
Beim Elbtower in der Hamburger Hafencity stockt der Hochbau. Der Baukonzern Lupp erklärte, er habe seine Bautätigkeit eingestellt, weil der Bauherr Signa Prime Selection nicht rechtzeitig gezahlt habe. Zunächst hatte das "Hamburger Abendblatt" darüber berichtet.
Seit Wochen häufen sich Meldungen, dass der Mutterkonzern des Elbtowers, Signa, Geld braucht. Dessen österreichischer Chef René Benko verkauft gerade Immobilien wie das Hamburger Flüggerhaus am Rödingsmarkt. Zudem wurden die Bauarbeiten an der Gänsemarkt-Passage vorerst gestoppt - Grund sind hier offenbar bislang fehlende Mieterinnen und Mieter. Seit Freitagmorgen ruhen nun die Arbeiten auf der Baustelle des Elbtowers weitgehend.
Rohbau ist derzeit rund 100 Meter hoch
Der Baukonzern Lupp hat nach eigenen Angaben den Rohbau in rund 100 Metern Höhe eingestellt. Der Elbtower soll einmal 245 Meter hoch werden. Jedoch beruhigte der Geschäftsführer der Rohbaufirma, Matthias Kaufmann, gegenüber dem "Hamburger Abendblatt" mit den Worten: "Wir gehen nach heutigem Stand davon aus, dass die Wiederaufnahme der Baustellentätigkeit zeitnah erfolgen kann." Man führe Gespräche mit den Investoren Signa und Commerz Real, einer Tochter der Commerzbank.
Die laufenden Baukosten für den Elbtower liegen bei 25 Millionen Euro monatlich. Insgesamt soll der Bau knapp eine Milliarde Euro kosten.
Signa spricht offenbar mit Klaus-Michael Kühne
Der Bauherr Signa Prime Selection hat bislang keine offizielle Stellungnahme zum Baustopp geliefert. Noch am Donnerstag wurden kurzfristig Filmaufnahmen des NDR Hamburg Journals auf der Baustelle abgesagt. Als Begründung wurden Erkrankungen der Mitarbeiter von Signa genannt. Unterdessen spricht Signa offenbar mit dem Unternehmer Klaus-Michael Kühne, der Geld in den Elbtower investiert hat. Der Logistik-Milliardär soll seinen Anteil am Elbtower erhöhen.
Städtische Hafencity-Gesellschaft überrascht vom Baustopp
Zuständig für Verträge mit der Elbtower-Gesellschaft ist die städtische Hafencity-Gesellschaft. Sie hatte die Verträge ausgehandelt als Olaf Scholz (SPD) noch Bürgermeister in Hamburg war. Damals betonten beide, die Verträge seien so wasserdicht, dass der Investor den Elbtower auf jeden Fall bauen müsse. Am Freitag zeigte sich die HafenCity Hamburg GmbH vom Baustopp beim Elbtower überrascht. "Wir sind bislang nicht von der Bauherrin über eine mögliche Bauunterbrechung informiert worden", erklärte sie. Auch ein unabhängiger Baucontroller habe keine Hinweise darauf gegeben. Die städtische Gesellschaft forderte Signa zu einer "unverzüglichen Stellungnahme" auf.
SPD: "Erwarteten zügige Wiederaufnahme der Bautätigkeit"
Die SPD-Bürgerschaftsfraktion teilte am Freitag mit: "Bisher lag der Baufortschritt im Zeitplan. Zudem wird der Bau durch ein unabhängiges Baucontrolling überwacht. Um das Vertrauen in den Bau nicht zu gefährden, ist weiterhin volle Transparenz seitens Signa notwendig. Wir erwarten eine zügige Wiederaufnahme der Bautätigkeit am Elbtower."
Linke kritisieren Bauprojekt seit Jahren
Kritikerinnen und Kritiker des Bauprojekts wie Heike Sudmann von den Linken und der Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber (SPD) zweifeln seit Jahren die Finanzkraft von Signa an, der auch die Mehrheit der Kaufhauskette Galeria gehört. "Wir haben als Linke dem Senat immer vorgeworfen, dass er Herrn Benko das Grundstück für den Elbtower gegeben hat. Stichwort Benko Steuerparadies Luxemburg", sagte Sudmann am Freitag. Die CDU-Bauexpertin Anke Frieling sagte: "Wenn der Elbtower nicht klappt, gehen auch alle anderen Signa-Projekte in der Innenstadt in die Krise."