Tschentscher: "Sprechen erst mit den Grünen" - Reaktionen zur Hamburg-Wahl
Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg ist die SPD wieder stärkste Kraft geworden - vor der CDU und den Grünen. Linke und AfD sind ebenfalls im Parlament vertreten. Was sagen Politikerinnen und Politiker in Hamburg zum Wahlausgang?
Hamburgs Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Peter Tschentscher sagte, man werde zunächst Gespräche mit dem bisherigen Koalitionspartner Grüne führen. "Es geht so schnell, wie es geht. Wir werden als Erstes mit den Grünen sprechen und hoffen, dass wir dort eine klare Vereinbarung darüber bekommen, wie es dann in Hamburg weitergehen soll", sagte Tschentscher im ZDF. "Aber wir werden auch mit der CDU sprechen." Das habe man auch vor fünf Jahren getan.

SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf sprach sich deutlich für Rot-Grün in Hamburg aus. "Die Hamburger CDU ist eine sehr rechte, konservative CDU. Das passt eigentlich nicht zu Hamburg", sagte Kienscherf.
SPD-Bundeschef Lars Klingbeil will, dass Union und SPD aus der Wahl in Hamburg auch für ihre Sondierungsgespräche im Bund lernen. "Die Menschen erwarten, dass die Politik handelt, dass die Politik Dinge vorantreibt, dass die großen Fragen unseres Landes geklärt werden - und das am besten in einem Stil, wo man sich nicht jeden Tag auf offener Bühne kritisiert, wo man sich nicht streitet, sondern wo man gemeinsam die Dinge einfach voranbringt", sagte der Parteichef in Berlin. "Und da kann man von Hamburg einiges lernen."
CDU bietet sich als Koalitionspartner an
CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering betonte weiter die Bereitschaft seiner Partei, mit der SPD in Hamburg regieren zu wollen. "Die SPD hat den Auftrag, einen neuen Senat zu bilden. Wir stehen für eine stabile Regierung mit positiven Veränderungen vor allem in den Bereichen Sicherheit, Wirtschaft und Verkehr zur Verfügung", so Thering. Eine Koalition aus SPD und CDU erleichtere und stärke Hamburgs Position im Bund, sagte der CDU-Politiker.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sagte im ZDF, seine Partei habe in Hamburg einen eigenen Wahlkampf mit den richtigen Themen Wirtschaft, Sicherheit und Verkehr gemacht. "Die Grünen haben massiv verloren, die CDU hat massiv gewonnen, und eigentlich wäre es vielleicht an der Zeit, ein neues Aufbruchssignal jetzt für Hamburg zu senden, nämlich Rot-Schwarz." Die Entscheidung liege bei Tschentscher.
Fegebank (Grüne): "Es war so brutal"
Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Fegebank sagte, ihr sei nach der Verkündung der ersten Prognosen eine große Last von den Schultern gefallen. Sie bedankte sich bei den Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern ihrer Partei. "Ich bin einfach nur so dankbar, dass ich euch in diesen Wahlkampf führen durfte", sagte sie mit Tränen in den Augen vor Mitgliedern ihrer Partei. "Es war so brutal, gerade in den letzten zwei Wochen. Ihr habt gestanden, wir haben gestanden."
Grünen-Bundeschef Felix Banaszak hofft, dass Hamburgs Wahlsieger Peter Tschentscher von der SPD zunächst mit den Grünen statt mit der CDU Gespräche führt. "Das hat er angekündigt", sagte Banaszak in der ARD. SPD und Grüne kämen "aus einer erfolgreichen Landesregierung". Es sehe so aus, als hätten die Grünen wie zuvor schon bei der Bundestagswahl an Union und Linke verloren.
Linken-Kandidatin Özdemir: "Wir werden noch stärker nerven"
Linken-Spitzenkandidatin Cansu Özdemir sagte: "Wir sind mit so vielen Abgeordneten in der Bürgerschaft vertreten, das heißt, wir werden noch stärker nerven, wir werden noch stärker kämpfen", sagte sie bei der Wahlparty der Linken.
Linken-Bundeschef Jan van Aken lobte seine Partei für "perfektes Teamwork" im Wahlkampf. Das Ergebnis der Bürgerschaftswahl beweise: "Das Comeback geht weiter", sagte van Aken. Die Linke habe zwar auch Glück gehabt, zuletzt aber auch sehr viel richtig gemacht. Das Ergebnis habe viel damit zu tun, dass die Linke über Themen spreche, die die Menschen bewegten, betonte der Parteichef. Immer wieder habe die Partei im Wahlkampf die Mieten nach vorne gestellt.
AfD: "In Hamburg nicht einfach"
Der Hamburger AfD-Spitzenkandidat Dirk Nockemann hat die leichten Zugewinne seiner Partei bei der Bürgerschaftswahl als Erfolg gewertet. "Wir sind überhaupt nicht frustriert." Dass die AfD in der Hansestadt nur leicht dazu gewonnen hat, führte er auf Umstände wie "medialen Gegenwind" zurück. Jede Woche habe es zwei Demonstrationen gegen die AfD gegeben, deren Themen "an den Haaren herbeigezogen gewesen" seien, sagte Nockemann.
AfD-Bundeschef Tino Chrupalla sieht das Abschneiden seiner Partei als "Riesenerfolg". "Wir geben auch Hamburg nicht her", sagte Chrupalla in der ARD. Man sei zufrieden. "Wir haben es in Hamburg nicht einfach." Die AfD sei erfolgreicher in Flächenländern. "Ich bin zufrieden, dass wir zugelegt haben unter diesen schwierigen Verhältnissen."
BSW-Kandidat Eulenburg: "Tierische Enttäuschung"
BSW-Spitzenkandidat Konstantin Eulenburg sagte zum Abschneiden seiner Partei: "Das ist eine tierische Enttäuschung. Ich hatte so immer noch die kleine Hoffnung, dass wir über fünf Prozent kommen." Als mögliche Gründe für das schlechte Ergebnis vermutet er unter anderem das knappe Scheitern des BSW bei der Bundestagswahl. "Ich glaube, die Leute waren nicht mehr motiviert genug, uns zu wählen, weil wir eben auch so schlechte Voraussagen hatten."
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