Niendorf: Widerstand gegen geplante Nachverdichtung wächst
In Hamburg-Niendorf wächst der Widerstand gegen den Bebauungsplan "Niendorf 93". Das Gebiet entlang der Paul-Sorge-Straße soll in den kommenden Jahren nachverdichtet werden.
Hintergrund ist das Wohnungsbauziel des Hamburger Senats - allein im Bezirk Eimsbüttel müssen dafür mehr als 1.000 Wohnungen pro Jahr neu gebaut werden. Das Vorhaben in Niendorf könnte daher eine Art Blaupause für Hamburg werden. Dort gibt es Einfamilienhäuser, große Grundstücke und einen vergleichsweise wenig genutzten U-Bahnanschluss: Nur rund 2.600 Menschen nutzen täglich die U2-Haltestelle Joachim-Mähl-Straße.
Vorschläge aus Bürgerbeteiligung kaum berücksichtigt
"Unser Stadtteil wird sich natürlich verändern in der Zukunft, das ist klar. Aber er muss sich maßvoll verändern", findet ein Anwohner aus der Bürgerinitiative "Niendorf 93". Die Bürgerinnen und Bürger müssten mitgenommen werden, fordert er. Der Hauptkritikpunkt der Initiative an den Nachverdichtungs-Plänen betrifft vor allem die Bürgerbeteiligung. Im Frühjahr 2023 wurde der Bebauungsplan ausgelegt, insgesamt gingen daraufhin mehr als 90 Änderungsvorschläge ein. Laut der Bürgerinitiative wurde so gut wie kein Vorschlag umgesetzt.
Bebauungsplan sieht vor allem Mehrfamilienhäuser vor
Momentan herrscht auf der Fläche eine Bebauung mit Ein- oder Zweifamilienhäusern vor. Laut dem neuen Bebauungsplan sollen künftig vor allem Mehrfamilienhäuser genehmigt werden. Eine Begrenzung von Gebäudehöhen oder Straßenbreiten gibt es darin nicht. Außerdem sind laut der Anwohnerinitiative Starkregenereignisse nicht berücksichtigt worden.
SPD und Grüne wollen nachträgliche Änderungen ermöglichen
Das Bezirksamt Eimsbüttel sagte dem NDR, man nehme die Bedenken der Anwohnerinnen und Anwohner sehr ernst. Zu konkreten Änderungsvorschlägen und deren Umsetzung wollte sich der Bezirk allerdings nicht äußern. Die Fraktionen von SPD und Grünen, die den Bebauungsplan durchgewunken hatten, wollen jetzt in der Bezirksversammlung einen Antrag einbringen, der eine nachträgliche Änderung des Plans ermöglichen soll.
"Wir haben die Kritik gehört"
Ali Mir Agha, Grünen-Fraktionsvorsitzender im Bezirk Eimsbüttel, sagte: "Für mich wäre es wichtig zu versuchen, diese Mängel zu beheben - und die sind ja zum Teil da, man darf das nicht ignorieren." Dadurch könne man mehr Akzeptanz in Niendorf für den Bebauungsplan erreichen. Gabor Gottlieb, SPD-Fraktionsvorsitzender im Bezirk Eimsbüttel, betonte: "Wir haben die Kritik gehört, wir haben sie aufgenommen und schaffen jetzt ein sicheres Verfahren, dass wir auch in Zukunft nochmal über dieses Gebiet sprechen und da auch alles nochmal betrachten können."
Das Gebiet "Niendorf 93" ist zudem nur der Anfang, in dem angrenzenden, größeren Gebiet "Niendorf 95" soll ebenfalls nachverdichtet werden.