Experten wollen kostengünstigeren Wohnungsbau in Hamburg
Die Kostenexplosion am Bau kann rückgängig gemacht werden. Da sind sich Expertinnen und Experten in Hamburg einig. Bei einer Anhörung im Stadtentwicklungsausschuss der Bürgerschaft ging es um einen neuen Bautyp E - E wie "einfaches Bauen".
Rund 3.700 Baunormen müssten derzeit eingehalten werden, wie eine Expertin erklärte. Vor 30 Jahren seien es nicht mal 700 gewesen. Die Normen erstellen nicht die Politikerinnen und Politiker, sondern vielfach Fachausschüsse mit Lobbyvertreterinnen und -vertretern. Das ist extrem teuer und ergibt in Hamburg Neubaukaltmieten von 20 Euro pro Quadratmeter.
Experten fordern: Schluss mit der Regelungswut
Schluss mit der deutschen Regelungswut - das forderten alle sieben Experten im Bürgerschaftsausschuss. Finn Warnke, Präsident des Bundes Deutscher Architekten Hamburg, nannte Lärmschutz-Beispiele: Fahrstühle müsse man in bis zu 30 Zentimeter dicke Wände einmanteln, selbst für Außenbalkone seien teure Trittschalldämpfungen vorgesehen. Damit es in Abwasserfallrohren nicht plätschert, müssten sie in teilweise so dicke Schächte eingemauert werden, dass die Abwasserwärme etwa von Duschwasser die danebenliegenden Frischwasserleitungen zu sehr erwärmen. Damit sich dann keine Legionellen bilden, sei zusätzlich zweiter Schacht nur für Frischwasserleitungen nötig.
Stadtentwicklungssenatorin für einfachen Gebäudetyp
Auch Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) will den Gebäudetyp E. Die Hamburgische Bauordnung sei gar nicht so scharf, aber darüber hinaus gebe es in Deutschland Tausende DIN-Normen. Wer die nicht berücksichtige, laufe Gefahr, dass die Käuferin oder der Käufer sowie die Mieterin oder der Mieter Mangelhaftung geltend mache. Zu NDR 90,3 sagt sie: "Ich glaube, es gibt auch Familien und Haushalte, die sagen: 'Ich würde auch ohne Fußbodenheizung und ohne wahnsinnig dick gedämmte Decke leben, für mich ist das okay, wenn ich meine Nachbarn höre und zahle dafür eine günstigere Miete'." Die Bauherren könnten sich dann überlegen, welchen Bau-Standard sie für welche Zielgruppe wollen. Das Aussehen der Häuser soll der Bautyp E nicht verschlechtern.