Kongress der Notfallmediziner in Hamburg eröffnet
Hunderte Notfall- und Intensivmedizinerinnen und -mediziner aus ganz Deutschland sind gerade zu Gast in Hamburg - beim 22. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).
"Wir alle lieben unseren Beruf, aber viele von uns sind am Limit", sagte der Dresdener Kinderarzt Sebastian Brenner am Mittwoch. Er ist Präsident der großen DIVI-Jahrestagung im Hamburger CCH. Über das Coronavirus wurde dabei zwar auch noch geredet - es war aber nicht mehr das große Thema des Kongresses.
Hohe Arbeitsbelastung für die Ärzte
Was aber bleibt, ist die hohe Arbeitsbelastung. Aktuell durch den RSV-Erreger, der sich gerade mit voller Wucht vor allem unter Kleinkindern verbreitet und Kinderärzte und -ärztinnen und auch Kinderkliniken an ihre Belastungsgrenzen bringt. Im Vorwege hatte Brenner gesagt, die RSV-Welle sei indirekt eine Folge der Corona-Pandemie. Durch das Maske-Tragen und die Isolierung seien viel weniger Infektionen durchgemacht worden. Das betreffe auch die Kinder, die sich nun zum Teil erstmals infizieren. Das Immunsystem sei bei vielen darauf nicht vorbereitet.
RSV steht für Respiratorisches Synzytial-Virus - es geht um ein Virus, das die Atmung betrifft. Es ist ein bekanntes Virus, zum Problem wird es jetzt, weil es derzeit mit aller Wucht kommt und viele Kinder gleichzeitig erkranken. Eine Impfung gegen RSV gibt es noch nicht. Der Pharmakonzern Pfizer ist nach eigenen Angaben aber inzwischen einen großen Schritt weitergekommen bei der Entwicklung.
Forderung nach besseren Absprachen
Weil die aktuell hohe Arbeitsbelastung für die Ärztinnen und Ärzte schon anstrengend genug ist, soll zumindest das Arbeitsklima stimmen. Der Kongress hat sich deshalb das Motto gegeben "Starke Teams durch Kommunikation". Für Tagungspräsident Brenner bedeutet das zum Beispiel: klare Absprachen, um Fehler zu vermeiden.
5.600 Ärzte nehmen am Kongress teil
Insgesamt wird deutlich: Auch die Notfall- und Intensivmedizin leidet unter einem Fachkräftemangel. Und möglicherweise auch unter zu wenig Frauen: Bei der Eröffnung des Kongresses am Mittwochmittag standen im CCH ausschließlich Männer am Mikrofon. Der Kongress geht noch bis Freitag. Insgesamt sind weit mehr als 5.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet.