Ingenieurkammer fordert: Erhalt der Köhlbrandbrücke prüfen
Abreißen oder erhalten? Seit Wochen wird leidenschaftlich über die Zukunft der Köhlbrandbrücke diskutiert. Eigentlich hat Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) die Debatte in der vergangenen Woche beenden wollen - mit einem klaren Plädoyer für den Abriss. Nun aber fordern Fachleute erneut, den Erhalt der Köhlbrandbrücke zu prüfen.
Soll die Köhlbrandbrücke durch einen Tunnel oder eine neue, höhere Brücke ersetzt werden? Für Wirtschaftssenatorin Leonhard geht es aktuell nur um diese beiden Varianten. Bis Jahresende soll feststehen, was eine neue Brücke kostet. Der Preis für einen Tunnel wird aktuell mit etwa 5,3 Milliarden Euro veranschlagt.
Ingenieurkammer-Bau: Sanierung der Brücke prüfen
Die Hamburgische Ingenieurkammer-Bau fordert nun auch eine dritte Variante durchzurechnen, nämlich die Sanierung der bestehenden Brücke. Das müsse unvoreingenommen und ergebnisoffen passieren, so die Ingenieurinnen und Ingenieure. Sie sprechen sich dafür aus, dass nicht nur auf den Preis geschaut wird und wie die Köhlbrandquerung den Verkehr im Hafen aufnehmen kann. In Zeiten des Klimawandels seien auch Fragen der Nachhaltigkeit von Bedeutung, heißt es in einer Stellungnahme der Kammer.
Forderung: Alle Gutachten und Studien öffentlich machen
Die Wirtschaftbehörde nahm nicht direkt zu der Forderung Stellung, auch den Erhalt der Brücke zu prüfen. Ein Sprecher erklärte NDR 90,3 aber, man begrüße eine sachliche Debatte. Die Ingenieurinnen und Ingenieure fordern zudem, dass Gutachten und Studien zur Köhlbrandbrücke öffentlich gemacht werden. Das hatten zuletzt auch Vertreterinnen und Vertreter der Opposition gefordert, von CDU über Linke bis zur FDP.
Tunnel oder Brücke?
Die Köhlbrandbrücke verbindet seit 1974 die westlichen Hafenbereiche mit denen auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Zugleich ist sie Anbindung des Hafens an die Autobahnen nach Flensburg, Kiel, Hannover und Bremen. Mit einer Durchfahrtshöhe von gut 50 Metern dürfte die Brücke künftigen Anforderungen nicht mehr entsprechen, deshalb sollte sie nach bisherigen Planungen 2036 ersetzt werden. Der Senat ging bislang von einer Tunnellösung als Ersatz aus. Nachdem sich aber zuletzt herausgestellt hatte, dass ein Tunnelbau komplizierter als gedacht und inzwischen 5,3 Milliarden Euro kosten würde, plant die Wirtschaftsbehörde nun parallel auch den Neubau einer Brücke, nicht aber den Erhalt der bestehenden.