Hamburger Hafen: Containerschiffe können jetzt Landstrom bekommen
Am Montag ist im Hamburger Hafen die erste Landstromanlage für Containerschiffe in Betrieb gegangen. Die Frachter können so während der Liegezeit mit sogenanntem grünem Strom versorgt werden und sollen ihre eigenen Generatoren abstellen.
Rund 400 Meter lang ist das Containerschiff "Vasco da Gama" der französischen Reederei CMA CGM, 18.000 Container kann es transportieren. Normalerweise stammt der Strom, der an Bord für Kühlcontainer und den Schiffsbetrieb benötigt wird, aus den bordeigenen Generatoren. Im Beisein von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) wurden die Motoren nun erstmals abgestellt.
Senat sieht Hamburg als Vorreiter
Hamburg biete als erster Hafen in Europa eine Landstromversorgung sowohl für Kreuzfahrt- als auch für Containerschiffe an, sagte Tschentscher. In den vergangenen Jahren wurde am Eurogate-Terminal eine Landstromanlage für rund 13 Millionen Euro gebaut. Ähnliche Anlagen sollen in den kommenden Monaten an den Terminals Burchardkai und Altenwerder in den Regelbetrieb gehen. Der Senat sieht Hamburg beim Thema Landstrom als Vorreiter in Europa. "Das ist wirklich ein ganz großer Schritt nach vorn, auf den wir in Hamburg auch ein bisschen stolz sind", so Tschentscher.
Landstrom-Pflicht ab 2030 geplant
Noch sind die Reeder nicht verpflichtet, im Hafen ihre Maschinen abzustellen. Das kritisiert unter anderem Malte Siegert vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Ob die Luft im Hafen und in der Stadt sauberer wird, darüber entscheide die Kassenlage der Reeder. Landstrom gilt allgemein als teurer als der an Bord erzeugte Strom. Europaweit ist eine Landstrom-Pflicht erst ab 2030 geplant. Ab dann sind jegliche Verbrennungsprozesse an der Kaikante untersagt.
In anderen Ländern gibt es schon Landstrom-Pflicht
Landstrom ist an sich nicht neu. In Los Angeles beispielsweise gilt die Landstrompflicht nach Angaben der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) bereits seit 2014 und auch in einigen asiatischen Häfen ist das Umschalten auf Landstrom schon heute vorgeschrieben. Dementsprechend haben auch alle großen Reedereien bereits Erfahrung mit dieser Art der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien. Eine vorzeitige Anschlusspflicht in Hamburg kommt für Tschentscher jedoch nicht in Frage. Wichtig sei, dass die Voraussetzungen in den Häfen vorhanden seien, damit Reedereien ihre Schiffe überhaupt an Landstrom anschließen können. Außerdem müssten auch die Schiffe selbst umgerüstet werden. Tschentscher setzt daher nach eigenen Angaben auf einen schrittweisen Wechsel. "Es kann keine Verpflichtung geben, ohne die Möglichkeit sie einzuhalten", betonte der Bürgermeister.
Senat stellt etwa 100 Millionen Euro zur Verfügung
HPA-Chef Jens Meier sagte, für das gesamte Landstromprojekt habe der Senat rund 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. "Ohne die Mittel der Freien und Hansestadt Hamburg und der Bundesregierung, die das Ganze ja mit 50 Prozent unterstützt hat, wäre das alles so nicht möglich", so Meier.
So viel Megawatt wie der Antrieb eines ICE
Seeschiffe brauchen auch im Hafen viel Strom. Bisher nutzen sie während der Liegezeit meist ihre sogenannten Hilfsdiesel - was neben der Umwelt auch Anwohnerinnen und Anwohnern schadet. Großcontainerschiffe benötigen nach Angaben des Verbands Deutscher Reeder im Hafen etwa 7,5 Megawatt. Das entspricht fast der Antriebsleistung des Hochgeschwindigkeitszugs ICE 3 der Deutschen Bahn. Kreuzfahrtschiffe benötigen sogar bis zu elf Megawatt.