Hamburg startet wissenschaftliche Aufarbeitung von NSU-Mord
Hamburg beginnt als erstes Bundesland mit einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Mordserie durch den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). Die Täterinnen und Täter des NSU verübten neun Morde an Menschen mit Migrationshintergrund - 2001 an dem Hamburger Süleyman Tasköprü.
Insgesamt 15 Untersuchungsausschüsse haben sich nach Aufdeckung des NSU im Jahr 2011 schon mit der Frage befasst, warum diese Mordserie so lange unentdeckt blieb und die Ermittlerinnen und Ermittler den Verdacht auf rechtsextremen Terror immer verwarfen. Hamburg geht nun einen anderen Weg: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen die Kommunikation, Vorgehensweisen und Einstellungen bei den damaligen Ermittlungsbehörden aber auch in der Stadtgesellschaft unter die Lupe nehmen.
Gespräche mit Beteiligten und Betroffenen geplant
Studienleiter Constantin Goschler sagt dazu: "Wir sind also keine schneidigen Super-Cops oder hellseherische Profiler, die nun bislang unentdeckte Tatspuren und Hintermänner aufdecken können." Ziel sei es auch nicht, Schuldige zu benennen. Das erleichtere mit dem Abstand von 25 Jahren das offene Gespräch mit Beteiligten und auch Betroffenen.
Auch die Ermittlungsakten von damals stehen den Forschenden offen, sagt Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD). "Das sind allein beim Landesamt für Verfassungsschutz rund 500 Akten mit 250.000 Blatt", so Veit. Drei Jahre soll die Arbeit dauern. Dann sollen dem Parlament die Forschungsergebnisse übergeben werden.
Suleyman Tasköprü 2001 ermordet
Der 31-jährige Familienvater Suleyman Tasköprü war am 27. Juni 2001 im Obst- und Gemüseladen seines Vaters vom NSU ermordet worden. Eine Straße in Bahrenfeld trägt in Gedenken an ihn seinen Namen.
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