Hamburg legt Energiesparplan vor
Angesichts des drohenden Gas-Notstands hat Hamburgs rot-grüner Senat am Dienstag einen umfangreichen Energiesparplan mit 25 Punkten vorgelegt.
"Wir bekommen einen schweren Winter, es droht eine Gasmangellage", sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) bei der Landespresskonferenz im Hamburger Rathaus. Die Lage sei ernst. "Wir müssen noch eine Schippe drauflegen."
In städtischen Gebäuden wird es im Winter kälter
Unter anderem werde die Raumtemperatur in den städtischen Büros auf 20 Grad reduziert, die Warmwasserversorgung in Teeküchen und Sanitäranlagen sei weitgehend eingestellt - außer dort, wo es unbedingt erforderlich sei, wie zum Beispiel bei den Duschen der Feuerwehr. Darüber hinaus dürften Klimaanlagen in den Büros die Temperatur nur noch auf maximal 26 Grad kühlen. In den Behörden werde die Zahl der Kopiergeräte und Drucker reduziert und Kühlschränke sollen die Temperatur von sieben Grad nicht mehr unterschreiten. Paternoster würden abgeschaltet, die Nutzung von Fahrstühlen reduziert.
Viele Gebäude und Denkmäler werden nicht mehr angestrahlt
Ganz sichtbar wird das Sparen, wenn man nichts mehr sieht: Denkmäler und öffentliche Gebäude sollen nachts kaum noch angestrahlt werden - das Rathaus etwa gar nicht. Das Licht auf Parkwegen und Joggingstrecken sowie Sportanlagen soll - soweit es die Sicherheit zulässt - reduziert werden.
Alsterfontäne sprudelt bald nicht mehr
Zum 15. September werden auch Brunnen abgeschaltet, zum Beispiel im Innenhof des Rathauses, am Kaiser-Wilhelm-Platz in Bergedorf und am Platz der Republik in Altona. Auch die Alsterfontäne an der Binnenalster und die Wasserspiele bei Planten un Blomen dürfen dann nicht mehr sprudeln.
In der vergangenen Woche 35 Prozent weniger Gas verbraucht
Insgesamt liege der Gasverbrauch in Hamburg bei 21 Terawatt-Stunden, wobei ein Drittel an die Industrie gehe. Kerstan lobte die bereits erfolgten Anstrengungen beim Energiesparen: Ganz Hamburg habe in der vergangenen Woche im Vergleich zum Vorjahr schon 35 Prozent weniger Gas verbraucht. In den Haushalten und im Kleingewerbe seien es 16 Prozent. Es scheine so zu sein, dass viele den Ernst der Lage begriffen hätten, sagte Kerstan.
Kerstan rät von Heizlüftern dringend ab
Vom Kauf von Heizlüftern riet Kerstan dringend ab: "Bitte kaufen Sie sich keine elektrischen Heizlüfter und keine elektrischen Radiatoren. Sie ruinieren sich damit finanziell", warnte der Senator. Strom zum Heizen koste vier Mal so viel wie Gas. Hinzu komme, dass solche, im großen Stil eingesetzten Heizlüfter in einzelnen Straßenzügen zum Kollaps des Stromnetzes führen könnten. "Ich kann Ihnen sagen, Sie brauchen die Dinger nicht."
Kritik von der Opposition
Die CDU warf SPD und Grünen vor, den energiepolitischen Herausforderungen hinterherzulaufen. "Trotz Maßnahmen für öffentliche Gebäude bleibt der große Wurf weiterhin aus", sagte Fraktionschef Dennis Thering. "Der rot-grüne Senat hätte das Kraftwerk Moorburg reaktivieren müssen." Der Linken-Umweltexperte Stephan Jersch vermisst einen ordnungspolitischen Rahmen. "Das birgt sozialen Sprengstoff." Die AfD bezeichnete die Sparmaßnahmen als "teils hanebüchen und grotesk". Das Abschalten von Lichtern dürfe nicht zu mehr Unsicherheit im Dunkeln führen, mahnte Anna von Treuenfels von der FDP.