Welt der Musik
Sonntag, 08. Oktober 2023, 18:00 bis
19:00 Uhr
Anja Thauer - die deutsche Jacqueline du Pré? So glänzend und hell ihr Stern leuchtete, so früh verlosch er wieder. Die Karriere der am 3. Juli 1945 in Lübeck geborenen Cellistin Anja Thauer begann schon im Kindesalter. Mit 13 Jahren konzertierte sie - mit dem berühmten B-Dur Konzert von Luigi Boccherini - mit dem Orchester Baden-Baden, mit 14 Jahren kam sie in die Meisterklasse von Ludwig Hoelscher und mit 15 schließlich zu André Navarra am Pariser Konservatorium. Parallel zu ihrem Cello-Studium besuchte sie Kurse in Malerei, Philosophie und Literatur.
Ein Leben für die Karriere
Sie gewann einen internationalen Wettbewerb in Paris und erhielt über vier Jahre ein Stipendium des französischen Staates. Im Jahr 1963 beendete sie ihr Studium bei André Navarra mit einem Diplom. Es folgten Konzertreisen durch Europa und den Fernen Osten. In den 1960er- und frühen 1970er-Jahren entstanden Rundfunkaufnahmen mit Orchester- und Kammermusik unter anderem mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR oder den Nürnberger Symphonikern. Anja Thauer spielte Konzerte für Rundfunk und Schallplatte ein, faszinierte ihr Publikum mit ihrem äußerst intensiven Spiel. Die Musikwelt schien ihr offen zu stehen. Und doch endete sie abrupt. Komplett auf die Karriere ausgerichtet und von ihrer Mutter aufs Engste begleitet, hat Anja Thauer nie ein altersgemäßes Leben geführt. Abwechslung vom Üben und Konzertieren brachte ihr einzig die Beziehung zu einem - allerdings verheirateten - Arzt. Als diese Beziehung endete, setzte Anja Thauer ihrem Leben durch Suizid ein Ende. Eine der größtes Cellistinnen-Hoffnungen der Nachkriegszeit endete tragisch. NDR Kultur erinnert an Anja Thauer anlässlich ihres 50. Todestages.
Eine Sendung von Ludwig Hartmann.
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