Welt der Musik
Sonntag, 21. April 2024, 18:00 bis
19:00 Uhr
"Wie ein Fisch im Wasser" fühlt sich András Schiff, wenn er Wolfgang Amadeus Mozarts Musik spielt, die ihm nach eigener Aussage schon während seiner Kindheit besonders nahe stand. Diese Liebe zu Mozarts Musik führte schließlich dazu, dass dessen Werke nicht nur ein Schwerpunkt in Schiffs Repertoire sind, sondern dass er auch sämtliche Klaviersonaten und die meisten der Klavierkonzerte des großen Komponisten einspielte - Aufnahmen, die bis heute Referenzstatus genießen.
Sándor Végh
Im Juni 1984 startete András Schiff in Zusammenarbeit mit dem von ihm hochverehrten Geiger und Dirigenten Sándor Végh (1912-1997) seine Einspielung der Klavierkonzerte von Mozart. Gemeinsam mit dem Orchester Camerata Academica des Mozarteums Salzburg gelang ihnen eine der wohl authentischsten und beglückendsten Aufnahmen dieser Werke. Ursprünglich waren die Verantwortlichen des Labels Decca gegen Schiffs Wunsch, Sándor Végh als Dirigenten zu gewinnen. Der sei zwar ein hervorragender Quartett-Spieler, aber kein Dirigent. Zum Glück konnte Schiff sich durchsetzen, und es entstanden bis 1993 Maßstab setzende Interpretationen von 21 Klavierkonzerten Mozarts, die sich durch eine Fülle großer Qualitäten auszeichnen: atmende Phrasierung, vom Gesang ausgehendes Spiel, keine überhitzten Tempi, äußerste Präzision und vitale Spielfreude.
Von der Oper her kommend
Bekanntermaßen hat Mozart auch viele seiner Klavierwerke aus dem "Geist der Oper" erschaffen, und die Qualität seiner melodischen Linien wird auch heute sehr bewundert. Das sieht Schiff ebenso, wie er im Interview mit NDR Kultur ausführlich begründete. Selbst die Sechzehntel-Passagen in Mozarts Sonaten und Konzerten sollten gesanglich und differenziert gespielt werden, was Schiff dann am Klavier kurz demonstrierte. Manche Interpreten rasen Mozarts Klavierwerke geradezu herunter. Noch dazu mit gleichsam nähmaschinenartigem Klang. Mozart war dagegen: Sein Biograph Georg Nikolaus Nissen überlieferte in seinem 1828 erschienenen Buch Mozarts Worte: "Da glauben sie, hierdurch soll’s feuriger werden; ja, wenn’s Feuer nicht in der Composition steckt…"
Eine Sendung von Thomas Böttger.