Welt der Musik
Sonntag, 23. April 2023, 18:00 bis
19:00 Uhr
Gaetano Donizetti war der ebenbürtige Nachfolger der berühmten Opernkomponisten Vincenzo Bellini und Gioachino Rossini. Er ebnete mit seinem vielseitigen Schaffen dem jungen Giuseppe Verdi den Weg.
...der aus dem Keller kam
"Ich wurde unter der Erde in Borgo Canale geboren. Man stieg die Treppe hinunter in den Keller, wohin nie ein Sonnenstrahl drang. Und wie eine Eule flog ich hinaus." Diese Inschrift auf einer Marmortafel im Haus Borgo Canale Nr. 14 zitiert den später weltberühmten Komponisten Gaetano Donizetti, der am 29. November 1797 in einem Armenviertel in Bergamo zur Welt kam. Er war das fünfte von sechs Kindern des Textilarbeiters Andrea Donizetti und seiner Frau Domenica.
Der Weg zur Musik
Donizetti verdankte seine musikalische Entwicklung dem deutschen Opernkomponisten Johann Simon Mayr, der die außerordentliche Begabung Donizettis erkannte und förderte, in einer Musikschule in der Via Arena, die Gaetano ab seinem achten Lebensjahr besuchte. Die Idee für eine Musikschule hatte Johann Simon Mayr, der sich nach einer internationalen Karriere in Bergamo niederließ. Ein Dutzend musikalisch begabter Kinder aus armen Familien erhielt dort unentgeltlich eine Ausbildung. Finanziert wurde der Unterricht von wohlhabenden, einflussreichen Bürgern. Auf Donizettis Stundenplan stand Unterricht in Gesang, Cembalo, Geige und allgemeinbildenden Fächern, später auch Komposition bei Maestro Mayr. Neun Jahre lang besuchte Donizetti Mayrs Unterricht, bis der Lehrer ihn 1815 zum Kompositionslehrer Padre Mattei nach Bologna empfahl.
Debüt und frühe Erfolge - familiäre Tragödien
Donizettis Erstlingswerk ist die Kurzoper "Pygmalion", nach einem Text von Jean-Jacques Rousseau. Sie wurde erst 1960 in Bergamo uraufgeführt. Donizetti kehrte für vier Jahre nach Bergamo zurück, schrieb Streichquartette und geistliche Musik. Dann vermittelte ihm Simon Mayr einen Kontakt nach Venedig, wo sein Schüler als Opernkomponist debütierte. In Rom brachte er 1822 "Zoraida di Granata" heraus. Dort fand Donizetti in Antonio Vasselli einen Freund fürs Leben. Dessen Schwester Virginia eroberte sein Herz. Im Jahr 1827 fand die Hochzeit statt, ein Jahr später kam ihr erstes Kind zur Welt. Es lebte nur 12 Tage. Auch das zweite Kind starb bald nach der Geburt, ebenso wie sein drittes Kind. Bald darauf verlor Donizetti auch seine Frau Virginia.
Stationen einer Weltkarriere
Donizetti wurde als Musikdirektor in Neapel berufen und verpflichtete sich, jährlich vier Opern zu liefern. In Neapel erlangte er seine künstlerische Reife. Er lebte dort bis 1837 und unterrichtete nebenbei am Konservatorium, einem der bedeutendsten in Europa. Dann zog es ihn in die Musikmetropolen Paris und Wien. Er gelang ihm, den Geschmack des Pariser Publikums zu treffen. Der Musikwissenschaftler Livio Aragona vom Donizetti-Forschungszentrum in Bergamo betont die Vielseitigkeit des kompositorischen Schaffens: "Er beherrscht wie ein Chamäleon viele musikalische Sprachen und eignet sich blitzschnell musikalische Stile an, die zu sehr unterschiedlichen Kulturkreisen gehören. In Paris schreibt er im Pariser Stil. In Wien schreibt er Werke, die an den Wiener Symphonismus erinnern."
Donizetti war nun der gefragteste Komponist italienischer Opern seiner Zeit. Nach seinem Erfolg der Oper "Linda di Chamounix" in Wien 1842 übernahm er dort die Stelle des Hofkomponisten. Weiterhin reiste er zwischen den musikalischen Metropolen hin und her.
Krankheit und Ende
Vermutlich als Folge einer unbehandelten Syphilis veränderte sich die Persönlichkeit des Komponisten, wie Livio Aragona erklärt: "Besonders auffällig war sein Zustand der geistigen Abwesenheit, denn er hatte eigentlich ein sehr soziales, offenes, extrovertiertes Temperament. Donizetti liebte es sehr, zu scherzen. Das zeigt sich auch sehr deutlich in seinen Briefen. Er neigte zu freundschaftlichen Beziehungen und zum Austausch. Und dann diese totale Abwesenheit und Verschlossenheit hat alle verwirrt, die ihn kannten und die ihn in den letzten Jahren seines Lebens in diesem Zustand sahen." 1846 wurde Donizetti nach einem Zusammenbruch in die Irrenanstalt von Ivry-Sur-Seine gebracht. Sein älterer Bruder holte ihn schließlich zurück nach Bergamo. Fortan wurde er im Palast der Baronin Basoni Scotti gepflegt, einer Verehrerin seiner Kunst. Mit 51 Jahren starb Gaetano Donizetti, geistig umnachtet.
Eine Sendung von Hildburg Heider.