Jazz – Round Midnight
Mittwoch, 29. März 2023, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Michael Laages
Der Endspurt hatte gerade begonnen für diese CD - da war plötzlich nichts mehr wie geplant. In der Reihe von Live-Aufnahmen aus der Hamburger "Fabrik", die aus dem Archiv des NDR regelmäßig den Weg finden in den Katalog des "JazzLine"-Labels, sollte die bis dahin älteste Aufnahme an den Neustart gebracht werden: das Konzert des Quartetts um den Saxofonisten Pharoah Sanders, aufgenommen im Juni 1980 beim damaligen "New Jazz Festival". Ende September des vergangenen Jahres ist Sanders gestorben, kurz vor seinem 82. Geburtstag. So ist "Live at Fabrik - Hamburg 1980" zum Nachruf der Meisterklasse geworden.
Ein Musiker ist hier zu bestaunen mit über vier Jahrzehnten Abstand, der den eigenen Weg in die Musik hinein und durch sie hindurch extrem eigenwillig ausgeformt hat. Auch die Standards der Jazz-Moderne hat Sanders ja immer wieder schnell hinter sich gelassen und neue Ziele angestrebt, spirituell und musikalisch. Immer in Bewegung bleiben und nie nur in der Routine zu verharren - das blieb immer, bis über den Tod hinaus, von dieser Legende zu lernen.
Lauter Legenden in der neuen Ausgabe von "Live at Fabrik"
Ganz andere legendäre Meister sind auf der anderen neuen Ausgabe von "Live at Fabrik" versammelt: Die Trompeter Harry Edison und Joe Newman, die Saxofonisten Marshall Royal, Buddy Tate und Billy Mitchell, Posaunist Benny Powell, Nat Pierce am Klavier, Bassist Heard und Gus Johnson am Schlagzeug ehren in einem All-Star-Ensemble, das diesen Namen unbedingt verdient, im Mai 1981 das musikalische Lebenswerk von Count Basie.
Die wirklich schöne Pointe dabei: Basie lebte noch zu jener Zeit. Im Jahr vor der Hommage in der "Fabrik" war Basies Orchester letztmalig durch Europa gereist. Das Hamburger Konzert ist also ein Nachruf zu Lebzeiten - und die Fortsetzung folgt in Kürze: der zweite Konzertteil mit der All-Star-Band und Sänger Joe Williams, furios bejubelt in der "Fabrik".