Round Midnight
Dienstag, 20. Februar 2024, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Ralf Dorschel
Es gibt ein paar ganz wunderbare Alben von Lew Soloff. Aber keins für die Ewigkeit. Keins seiner Alben wird in den Jazz-Chroniken als unentbehrlich gehandelt, keins wurde ein Klassiker.
Soloffs größte Momente liefen im Dienste von anderen - und das waren oft ganz große Momente: Mit Blood, Sweat and Tears stieg er in den Rock-Olymp auf, schnupperte an Geld und Ruhm, spielte in Woodstock und ging dann seine eigenen Wege: Zu viel Allüren und zu wenig Freiheiten boten ihm die Jazzrock-Pioniere.
Carla Bley, Gil Evans, Maynard Ferguson, aber auch Paul Simon, Marianne Faithfull, Frank Sinatra und Aretha Franklin holten sich den launigen Hochtöner ins Studio und in ihre Bands - nicht als Mietmusiker, mehr als einzigartigen und komplett unverwechselbaren Künstler.
Tadellose Musik-Ausbildung, universal einsetzbar
"Ich wollte immer engagiert werden wegen meines musikalischen Stils. Also: Nicht meines Stils auf der Trompete, sondern wegen meiner Art zu spielen. Meiner Art, einen Song zu interpretieren", so sagte der Sohn eines New Yorker Ehepaares, das auf den Vaudeville-Bühnen arbeitete.
Sie stellten sicher, dass Lewis Michael Soloff eine tadellose Musik-Ausbildung bekam - seine ganze Karriere hindurch galt der Trompeter stilistisch als universal einsetzbar, spielte Bach-Konzerte, Neue Musik, die Solo-Trompete bei Barbra Streisand und in Kollektiven wie dem Manhattan Jazz Quintet und der Mingus Bigband. Und war sich sicher: "Wenn mich heute jemand holt, dann tut er oder sie das nicht, weil ich höher oder lauter spielen kann als andere - sondern weil sie diesen Stil mögen".
Im März 2015 starb Lew Soloff im Alter von 71 Jahren an einem Herzinfarkt, heute vor 80 Jahren wurde er geboren: In fremden Gefilden - Round Midnight rund um einen der großen Trompeter der 70er und 80er.