Eine Sendung von Michael Laages

Vergrabenes Talent

Gerade ist er 65 Jahre geworden, und demnächst wird Eckart Liss den "Hermannshof" in Völksen am Deister in die Hände von Nachfolgerinnen und Nachfolgern übergeben.

1973 hatte Vater Günter Liss, Pastor und Kirchenmusiker in Springe bei Hannover, das Anwesen geerbt. Zwanzig Jahre später, übernahm Sohn Eckhart den Hof und hat das gut hundertjährige Landgut des einstigen hannoverschen Möbelfabrikanten Hermann Rexhausen zum Kultur- und Begegnungszentrum ausgebaut. Er ist die gute Seele des Ortes - als aber neulich wieder mal Sommertheater stattfand auf den Streuobstwiesen vom "Hermannshof", zeigte der Hausherr ein Talent, das wenige kennen: er spielte Flöte in der Theater-Band.

Der Musiker, der niemals Profi werden wollte

Aus Hannover stammt er, Flöte spielte Liss schon im Elternhaus. Mit 18 ging er nach Fulda und lernte Instrumentenbau; die damals selbst gefertigte Querflöte muss demnächst mal restauriert werden. Das Internet verzeichnet Liss allerdings als "Bildhauer" - mit gutem Grund: Nach den Jahren im Instrumentenbau (und nach einer "Bauhaus-Grundausbildung" im Odenwald) zog er zu künstlerischen Studien nach Berlin. Dort haben sich dem Musiker (der niemals Profi werden wollte) in Begegnungen mit vielen Avantgardisten aus aller Welt ungeahnte neue Horizonte eröffnet; gelegentlich auch in Klang-Projekten mit dem "Stolpersteine"-Erfinder Gunter Demnig.

Eckhart Liss, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des Vereins Kunst und Begegnung Hermannshof e.V.

Seit Beginn der Neunziger Jahre ist Liss nun "daheim" in Völksen. Und er holt viel nach - hört etwa die Klänge seiner Helden von früher wieder, im Internet. Der Holländer Chris Hinze gehörte damals zu den instrumentalen Favoriten von Eckhart Liss, vor allem aber der 2016 verstorbene Flötist Jeremy Steig. Für "Round Midnight" ist Liss, der überschwängliche Enthusiast, jetzt auf die Suche gegangen - um auch James Moody, Sahib Shihab oder Emil Mangelsdorff neu zu entdecken, Musiker, die Flöte als Zweitinstrument spielten. Echte und lupenreine Flötisten sind ja sehr rar.

Und auch in die Tiefen des privaten Archivs steigt Liss - auf der Spur der eigenen Passion, die jetzt, im Alter, wieder den richtigen, wichtigen Platz beansprucht im Leben des Künstlers und Kulturmanagers. Die Begegnung mit den vergrabenen Talenten des Eckhart Liss ist ein kleines Ereignis.

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