Jazz – Round Midnight
Donnerstag, 02. Juni 2022, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Bert Noglik
Seine Musik hat er selbst einmal als "poetry in motion" beschrieben. Pierre Favre, geboren 1937 in der Westschweiz, ist der große Poet am Schlagzeug und ein Perkussionist, der mit seinem Spiel neue Räume der Phantasie zu erschließen vermag. Er begann mit Bebop und Dixieland, spielte in renommierten Big Bands und stand mit Jazzstars wie Louis Armstrong oder Chet Baker auf der Bühne. Doch das wirklich Neue ereignete sich Ende der sechziger Jahre im Trio mit der Pianistin Irène Schweizer, als sich der Jazz in Richtung freies Spiel öffnete. Damit verließ Pierre Favre die Rolle des Dienstleisters als Rhythmuslieferant.
"Wir sind alle Rhythmiker, wir sind alle Melodiker."
Die Gestaltung des Klingenden führte ihn zur Erweiterung des Schlagzeugs und zum Selbstverständnis als Perkussionisten. Was sich zuerst im Solo herauskristallisierte, wurde dann auch auf das Spiel mit den von Favre geleiteten Gruppen übertragen, erstmals dokumentiert auf dem Album "Singing Drums". Den Gewinn an musikalischer Freiheit hat Favre so beschrieben: "Was das wirklich bedeutet, ist einfach: Dass es nicht eine Welt des Schlagzeugs gibt und eine Welt der Melodiker. Die Ghetto-Grenzen werden abgeschafft und das heißt: "Wir sind alle Rhythmiker, wir sind alle Melodiker."
Seither hat Pierre Favre seine Klangvorstellungen mit einer Vielzahl unterschiedlich besetzter Ensembles realisiert, auch unter Einbeziehung von Bläsern und Streichern, mit Duopartnern wie dem Posaunisten Samuel Blaser oder dem Gitarristen Philipp Schaufelberger, beständig im Solo und im Duo mit Irène Schweizer. Als Perkussionist ist er ein Poet, als Schlagzeuger ein Klangmaler, als Komponist ein Geschichtenerzähler und als Improvisator ein meisterhaft balancierender Artist auf dem Hochseil.