NDR Radiophilharmonie
Donnerstag, 08. Februar 2024, 20:00 bis
22:30 Uhr
"Ich habe Hunderte von Komponisten kennengelernt", schrieb Aaron Copland kurz nach dem Tod Béla Bartóks, "aber ich glaube nicht, dass auch nur einer von ihnen mit Bartók vergleichbar wäre." Diesem "unvergleichlichen" Musiker widmet sich die NDR Radiophilharmonie beim Bartók-Festival des NDR in der Elbphilharmonie mit der Aufführung von Orchesterwerken aus drei unterschiedlichen Schaffensperioden. Solist ist der Geiger Valeriy Sokolov; die Gesamtleitung hat der designierte Chefdirigent Stanislav Kochanovsky.
Französisches Kolorit trifft osteuropäische Tanzrhythmen: "Zwei Bilder"
Was Copland an Bartók so beeindruckte, waren dessen Einfühlungsvermögen und musikalische Aufrichtigkeit - Qualitäten, die dazu führten, dass der junge Bartók zwar mit ungarisch getönten Werken seine ersten Erfolge feierte, ihm diese nationale Orientierung aber bald zu eng wurde. Wertvolle Anregungen fand der Komponist auch im Ausland, etwa bei Debussy, wie die "Zwei Bilder" von 1910 zeigen: Sie kombinieren die Klangwelten des Franzosen mit den Tanzrhythmen aus Bartóks osteuropäischer Heimat.
Kompromisslos: "Der wunderbare Mandarin"
Ein Jahrzehnt später stand Bartók selbst an der Spitze der Avantgarde und schrieb zur Pantomime "Der wunderbare Mandarin" eine seiner mitreißendsten Partituren, eine hektische, urbane Musik voller Härten und Gegensätze. Die Premiere des Stücks in Köln wurde zum handfesten Skandal; kein Geringerer als Oberbürgermeister Konrad Adenauer schritt ein und verbot weitere Aufführungen. Bartók selbst schätzte allerdings gerade dieses Werk sehr.
Klassisches Modell fortgeschrieben: das zweite Violinkonzert
Zehn Jahre danach präsentierte sich der Komponist scheinbar altersmilde: Sein zweites Violinkonzert folgt dem klassischen Dreisatzmuster und ist im Tonfall verbindlicher. Gleichzeitig machte sich Bartók das Modell auf ganz individuelle Weise zu eigen, indem er den Mittelsatz als Variationszyklus anlegte und den letzten Satz als Variante des ersten. Den Solopart übernimmt der ukrainische Geiger Valeriy Sokolov, mit dem die NDR Radiophilharmonie das Bartók-Konzert schon 2012 in Hannover aufgeführt hat.
Moderation: Franziska von Busse