NDR Radiophilharmonie
Donnerstag, 11. April 2024, 20:00 bis
22:30 Uhr
"La Lotta d'Hercole con Acheloo" von Agostino Steffani wurde erst vor ein paar Jahren wiederentdeckt. Die Aufführungen seither lassen sich nach wie vor an einer Hand abzählen. Dabei ist die Handlung Stoff für Heldengeschichten - im wahrsten Sinne des Wortes. Der Halbgott Herkules und der Flussgott Acheloos werben beide um die Gunst von Prinzessin Deianira. Diese hat ein Auge auf Herkules geworfen, genießt aber die Aufmerksamkeit von allen Seiten. Daher überzeugt sie ihren Vater, König Euneos, die beiden Kontrahenten gegeneinander kämpfen zu lassen. Natürlich gewinnt der Favorit Herkules, und Acheloos muss sich geschlagen geben. Ein Happy End, wie es im Buche steht.
Spurensuche
Die Geschichte dieses Operneinakters lässt sich nur schwer rekonstruieren. Angeblich schrieb Agostino Steffani ihn zur Einweihung des neuen Opernhauses, das Herzog Ernst August in Hannover erbauen ließ. Steffani war 1688 nach Hannover gekommen und komponierte dort insgesamt acht Bühnenwerke. Seine bekannteste Oper ist "Enrico Leone", für die es auch aussagekräftige Abschriften und Dokumente gibt. Bernward Lohr, Gründungsmitglied des Ensembles Musica Alta Ripa und Leiter des Forum Agostino Steffani, erhielt den Notentext zu "La Lotta" von einer brasilianischen Musikwissenschaftlerin und führte die vergessene Oper im Rahmen der Steffani-Festwoche in Hannover wieder auf.
Ungewöhnliche Besetzung
Viele Barockopern wurden für Kastraten geschrieben. Die hohen Männerpartien werden heute von Countertenören gesungen, von denen in "La Lotta" gleich drei vorgesehen sind. Die Titelfigur Herkules singt also - ebenso wie die einzige weibliche Rolle Deianira - in der Sopranlage. Für das Konzert in Hannover konnten hochkarätige Sänger*innen gewonnen werden: Valer Sabadus als Herkules, Magdalene Harer als Deianira, Kai Wessel in der Rolle des Acheloos und Yosemeh Adjei als König Euneos.
Oper konzertant und in Farbe
"La Lotta d'Hercole con Acheloo" ging in Hannover konzertant über die Bühne. Um die Handlung trotz der italienischen Sprache verständlich zu machen, wurden kurze deutsche Dialoge hinzugefügt. Außerdem las Gotthold Schwarz unterstützende Sprechertexte dazu und die Sänger*innen spielten mit kleinen Requisiten wie Sektgläsern, Schwimmflügeln und Hanteln. Der Saal der Galerie Herrenhausen trug zur festlichen Stimmung bei und die Bühne erstrahlte in buntem Licht.
Eine Sendung von Iris Freiberger.