NDR Elbphilharmonie Orchester
Freitag, 10. Mai 2024, 20:00 bis
22:30 Uhr
Überraschend, trotzig, irritierend. So könnte man Anton Bruckners sinfonische Werke beschreiben. Seine Musik polarisiert. Die einen vergöttern seine gigantischen Klangkathedralen, andere sehen in seiner Musik den Untergang des Abendlandes, wie der damalige gefürchtete Musikkritiker Eduard Hanslick. Während Beethovens und Brahms Sinfonien künstlerisch unangreifbar erscheinen, wirft Bruckner in seinen Werken oft unlösbare Fragen auf.
Die Kontrapunktische
Unter seinen neun Sinfonien - die Nullte und die Studiensinfonie lassen wir einmal außen vor - übernimmt die Fünfte eine Sonderrolle. Es ist seine Kontrapunktische, hier wollte Bruckner in Bach'scher Manier seine ganz eigene sinfonische "Kunst der Fuge" schreiben. Darin werden die einzelnen Motive und Themen in der Umkehrung, gedehnt, vorwärts und rückwärts in kunstvollster Form geradezu seziert. Seine Fünfte ist auch die einzige Sinfonie, die Bruckner nie verändert oder überarbeitet hat. Gehört hatte er sie allerdings auch nie, denn nach Fertigstellung am 4. Januar 1878 legte er sie beiseite. Dieses so kühne Werk wollte er zunächst nicht der kritischen Öffentlichkeit zugänglich machen. So blieb es 20 Jahre in der Schublade. Der Uraufführung 1894 in Graz konnte Bruckner allerdings nicht beiwohnen, er lag krank zu Hause im Bett.
Herbert Blomstedt - mit der Seele mitreden
Ob in Konzerten oder Einführungen - seinem Credo bleibt Herbert Blomstedt dabei stets treu: "Das Selbstverständliche werde ich immer meiden. Auch wenn ich ein Programm mit nur Beethoven-Sinfonien oder nur Bruckner spiele, kann ich nie nur etwas wiederholen, was einige andere wiederholt haben, oder was ich voriges Jahr wiederholt habe - das muss immer etwas Neues sein, ein neues Erlebnis für mich, für meine Musiker und für das Publikum. [...] Denn wir wollen uns ja alle ausdrücken, wir wollen nicht nur ein Rad im Getriebe sein, sondern mit der Seele, mit unserer Seele, mit meiner Seele mitreden."
Eine Sendung von Stephan Sturm.