Nachgedacht: Mit Dog-Life-Balance durch den Büroalltag
Wie wollen wir leben und arbeiten? Wie kann der Arbeitsalltag so gestaltet werden, dass am Ende alle zufrieden und glücklich sind und nicht nur erledigt? Claudia Christophersen denkt über den Büroalltag nach.
Nicht selten ist alles zu viel, Menschen sind erschöpft und ausgepowert. Die Soziologin Jutta Allmendinger steigt seit Jahren in den Ring für eine sogenannte Arbeitszeitverkürzung. 40 Stunden pro Woche - das sei zu viel, unvereinbar mit Familie, Erziehung, Erholungsphasen und Freude am Leben. Die Work-Life Balance - sie stimme so einfach nicht. Die aber ins rechte Lot zu bringen ist eine Herkulesaufgabe für alle, die an den Schaltstellen sitzen. Dabei klingt "Work-Life-Balance" so herrlich leicht, so kurvig, so schwungvoll.
Zukunft der Arbeitswelt: Schreibtisch am Strand?
Mobiles Arbeiten ist der Traum vieler Arbeitnehmer: Vom Strand mit Blick auf's Meer ins WLAN, damit direkt ins Büro, ins Meeting, in die Konferenz. "Zukunft Arbeitswelt" - darüber wurde in dieser Woche auf der Digitalkonferenz re:publica wieder mal heiß und heftig diskutiert. Gewerkschaften, Arbeitgeber und Politiker wissen, das ist ein hochkomplexes Thema, das die einen drängt, die anderen nervt. Ich sitze nicht am Strand, sondern am Schreibtisch mit Büro-Interieur und frage mich, wie kann es hier, an Ort und Stelle gelingen, in den nicht gestressten Modus zu kommen? Damit Arbeit nicht nur effektiv, sondern auch mit der nötigen Dosis Gelassenheit funktioniert.
Strukturiertes Arbeiten mit Zeiteinteilung und Hund
Thomas Mann hat in seinen Texten viele Lebenssituationen durchdacht und durchlebt. Ja, er hat nicht in einem Büro mit Chef und Kollegin gearbeitet, sondern allein und in Stille am heimischen Schreibtisch in Bogenhausen, Kilchberg oder Pacific Palisades. Aber auch dort, und gerade dort, gab es den Druck, den inneren, die Anstrengung, Verzweiflung und Sorgen. Was nur tun? Thomas Mann hatte dafür eine Rezeptur, von der er beispielhaft in seiner 1919 veröffentlichten Erzählung "Herr und Hund" geschrieben hat. Strukturiertes Arbeiten mit genauer Zeiteinteilung war bei ihm oberstes Gebot. Dazu gehörten die Pausen mit Hund Bauschan. Spaziergänge mit ihm haben den Schriftsteller bei Laune gehalten, seine "Lebensgeister" wieder geweckt, ihn "für den Rest des Tages, an dem noch manches zu leisten ist", so heißt es in "Herr und Hund", wieder instandgesetzt.
Hunde haben positive Wirkung auf Menschen
Mehrfach wurde die Thomas Mann‘sche Rezeptur in Studien belegt. Hunde haben eine positive Auswirkung auf Frauchen und Herrchen. Also kann der Hund auch am Arbeitsplatz Geist und Motivation stimulieren und das Arbeitsklima verbessern. Alles medizinisch nachgewiesen: Wenn Menschen mit Tieren, mit Hunden agieren, wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Oxytocin wirkt nachweislich Blutdruck- und Stresslevel senkend. Der Vierbeiner als Muse hat bei Schriftstellern Tradition.
Politiker bringen Hund mit zur Arbeit
Und auch Politiker haben eine Vorliebe für den Hund. Zum Internationalen Tag des Bürohundes am 23. Juni wollen die Parlamentarier ihren Hund sogar ins Hohe Haus mitbringen. Anschauungsmaterial. Man stelle sich das Bild vor: Auf, oder neben den blauen Stühlen im Bundestag könnten Struppi, Wuffi und Tommi Platz nehmen. Für solche extravaganten Ideen braucht man eine Lobby, das wissen die Abgeordneten nur zu gut. Der "Parlamentskreis Hund" wurde bereits gegründet. Ob Hunde künftig zum festen Teamtableau im Büro gehören, das steht natürlich alles in den fernen Sternen. Der Hund im Büro, er wäre nicht das Wunderlichste in der deutschen Bürokultur.