Quiet Quitting - Was bedeutet das eigentlich?
Quiet Quitting kursiert immer häufiger als Schlagwort in den Sozialen Medien. Doch wie wird der Begriff definiert? Und wo hat er seine Ursprünge?
"Quiet Quitting bedeutet sich von der Idee und Vorstellung zu verabschieden, dass ich als Arbeitende übers Limit hinaus gehe, Überstunden und Extra-Arbeit mache, die vertraglich gar nicht von mir verlangt werden", sagt Allison Peck. Die Karriereberaterin ist in den USA zur Stimme der Bewegung geworden. Auf verschiedenen Plattformen erklärt sie, was Quiet Quitting bedeutet. "Mit Quiet Quitting sagen wir: Wir leisten nur das, für das wir bezahlt werden."
Quiet Quitting wurde vom TikToker Zaid Zepplin geprägt
Den Begriff in die Welt gesetzt hat ein junger Mann, der sich auf TikTok Zaid Zeppelin nennt. Mehr als 3,5 Millionen Mal wurde sein Video geklickt. Er definiert es so: "Du kündigst nicht deinen Job, arbeitest aber nicht mehr als dein Vertrag vorsieht. Arbeit ist nicht dein Leben, dein Wert als Mensch definiert sich nicht über deine Produktivität." Quiet Quitting ist nicht gleichzusetzen mit "innerer Kündigung". Denn die Quiet Quitter mögen ihren Job, sie sind einfach nur nicht bereit für zusätzliches Engagement.
Deutschland: Überstunden gehören zum Berufsalltag
In Deutschland könnte dieser Gedanke auf fruchtbaren Boden fallen. Mehrarbeit und Zusatzeinsatz gehören hier zum Alltag: Laut statistischem Bundesamt haben vergangenes Jahr zwölf Prozent der arbeitenden Bevölkerung Überstunden geleistet. 4,5 Millionen Menschen haben also mehr geleistet als die Arbeitsplatzbeschreibung vorsieht. Kein zukunftsträchtiges Konzept für die derzeitige Arbeitnehmergeneration. "Viele möchten das nicht mehr mitmachen. Das liegt daran, dass in den vergangenen Jahren eine große Sensibilität für wertschätzende Behandlung gewachsen ist", sagt Kristin Oswald vom Kulturmanagement Network. Schon gar nicht sei dies im Kulturbereich der Fall. "Man weiß, dass eben Blut, Schweiß und Tränen nicht wichtig sind, um künstlerische Leistung zu bringen. Und wenn sie es wären, dann müsste man sich die Frage stellen: Ist es das wert?".
Generation Z will sich im Job nicht mehr verausgaben
Für Allison Peck wiederholt die Generation Z nicht die Fehler ihrer Eltern: "Die Generationen, die jünger als die Boomer-Generation sind, wollen keine Überstunden mehr machen, sich nicht im Job verausgaben und 40 Jahre in ein und demselben Betrieb arbeiten." Die körperliche und physische Gesundheit stehe viel stärker im Fokus. Das "sich aufreiben" stehe als Form der Arbeit vor dem Aus.
Das allerdings stellt Betriebe in Deutschland vor große Aufgaben: Denn der Personalmangel bedeutet für die Unternehmen derzeit: Weniger müssen mehr leisten. Um neue Leute zu bekommen, brauchen die Firmen neue Anwerbekonzepte. Klar definierte Arbeitszeiten, die eingehalten werden und klar genannte Aufgabengebiete, die Zeit für Familie und Freizeit lassen, können hochattraktiv für potentielle neue Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sein.
Das Thema ist in den Chefetagen angekommen
Mittlerweile haben die Arbeitgeber diesen Trend erkannt und entwickeln entsprechende Strategien. In arbeitgeberorientierten Onlineforen etwa kursieren Tipps oder "Stellhebel gegen Quiet Quitting" und die lesen sich auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht schlecht: Da ist von einer besseren Kultur des Zuhörens genauso die Rede, wie vom Respekt vor dem Urlaub als einer Zeit, in der die Beschäftigten wirklich arbeitsfrei haben sollten.
Unternehmensberater wie zum Beispiel Stefan Mauersberger raten den Arbeitgebern, ihren Beschäftigten mehr Freiräume zu geben und vor allem als Vorgesetzte mit gutem Beispiel voranzugehen. Es könnte also sein, dass der Trend zum Quiet Quitting tatsächlich etwas in der Arbeitswelt verändert - ganz besonders in einer Zeit des Fachkräftemangels.