"Der Hund in der Literatur": Liebe zu Hunden in Worte verwandelt
Seitdem es Literatur gibt, schreiben Autoren und Autorinnen über Hunde. Was es damit auf sich hat, untersucht das Feature "Der Hund in der Literatur", das in der ARD Audiothek abrufbar ist.
Für den Verhaltensforscher Konrad Lorenz, der sich sonst lieber mit Gänsen beschäftigte, stand fest: "Jeder Hund ist besser als kein Hund." Und "Des Teufels General"-Autor Carl Zuckmayer befand: "Das Leben ohne Hund ist ein Irrtum." Woraus Loriot bekanntermaßen ableitete: "Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos."
Hund auf Lesung: Nach dem Applaus gibt es Fressen - oder nicht?
Für die Autorin Ulrike Draesner war es deshalb keine Frage, dass ihr Hund auch bei öffentlichen Auftritten oft dabei war: "Der Hund machte das eigentlich ganz gut. Er ging bei den Lesungen mit auf die Bühne. Er hat ganz früh gelernt: Es gibt Lesungen, die sind im Prinzip langweilig für Hunde. Aber in dem Moment, wo Applaus stattfindet, ist das Ganze vorbei und es gibt Fressen. Aber das war ganz furchtbar, denn ich musste das Publikum bitten: Bitte bloß nicht applaudieren nach der Lesung - damit Sie noch Fragen stellen können!"
"Der Hund hat keinen Sinn, er ist der Sinn"
Monika Maron hat ihren Hunden die Erzählung "Bonnie Propeller" gewidmet - nachdem sie in ihren Frankfurter Poetikvorlesungen bereits ihre Hunde-Theologie in den Satz gemeißelt hatte: "Der Hund hat keinen Sinn, er ist der Sinn." Und diesen Sinn platziert sie auch gern in ihrer Nähe. "Meine beiden großen Hunde lagen jahrelang unterm Schreibtisch", so die Schriftstellerin. "Die kleine Hündin liegt gerne auf Sofas, egal wo und wie. Aber in der Nähe. Da sie so klein ist, darf sie sich auch manchmal einen Sessel nehmen."
Diese Nähe hätte ein gestrenger Autor wie Thomas Mann niemals zugelassen. Sein Hundebuch heißt deshalb auch "Herr und Hund" und wäre nicht der Untertitel "Ein Idyll", könnte diese Überschrift auch auf eine militärische Unterweisung à la Machiavelli anspielen. Naja, mit unterdrückter Liebe kannte sich Thomas Mann nun einmal aus:
Es ist ein kurzhaariger deutscher Hühnerhund - wenn man diese Bezeichnung nicht allzu streng und strikt nehmen, sondern sie mit einem Körnchen Salz verstehen will; denn ein Hühnerhund wie er im Buche steht und nach der peinlichsten Observanz ist Bauschan wohl eigentlich nicht." aus: "Herr und Hund. Ein Idyll" von Thomas Mann
"Ein größeres Wunder als die Phänomene der Licht- und Schallwellen"
Aber ganz gleich, wie sich die Liebe zum Hund in Geschichten und in Worte verwandelt, so scheinen sich doch alle darin einig zu sein:
Die Beziehung des Hundes zum Menschen ist ein größeres Wunder als die Phänomene der Licht- und Schallwellen, der Elektrizität, der Chemie usw. aus: "An der Leine" von Mechthilde Lichnowsky
Das schreibt die Schriftstellerin Mechthilde Lichnowsky in ihrem Buch "An der Leine". Und wer es lieber mit der großen Gertrude Stein ausgedrückt hören möchte, darf sich gern ihre Interpretation vom berühmten Descartes-Satz "Ich denke, also bin ich" ins Gedächtnis schreiben: "Ich bin ich, weil mein kleiner Hund mich kennt."
Ernst Jandls Mops darf nicht fehlen
Sie merken: Das Feature "An der Leine. Der Hund in der Literatur und unterm Schreibtisch" erweitert nicht nur unsere Bildungshorizonte, sondern trainiert auch unsere Lachmuskulatur. Da darf dann auch Ernst Jandl nicht fehlen mit seinen Beobachtungen zum besonderen Verhältnis zwischen Mensch und Hund:
ottos mops trotzt
otto: fort mops fort
ottos mops hopst fort
otto: soso
otto holt koks
otto holt obst
otto horcht
otto: mops mops
otto hofft
ottos mops klopft
otto: komm mops komm
ottos mops kommt
ottos mops kotzt
otto: ogottogott
"Ottos Mops" von Ernst Jandl