Das Konzert
Sonntag, 20. Oktober 2024, 13:00 bis
15:00 Uhr
Normalerweise brät der Harfenist Xavier de Maistre keine Extrawürste: Eigens für ein Programmkonzept neue Werke einzustudieren, lohnt für ihn den Aufwand nicht; dazu gibt er viel zu viele Konzerte. Auch Kammermusikliteratur liegt bei ihm selten auf dem Notenpult. Aber für das Schleswig-Holstein Musik Festival machte der Porträtkünstler von 2020 gleich zwei Ausnahmen, denn die Harfenliteratur zum Thema "Musikstadt Venedig" ist überschaubar. Zusammen mit dem Quatuor Hermès spielte de Maistre im Sommer in der Kappelner St. Nikolai-Kirche ein Konzert mit Originalwerken und Bearbeitungen aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, überwiegend tatsächlich von venezianischen KomponistInnen.
Populäre Barockkonzerte und eine Rarität aus dem 20. Jahrhundert
Barocke Violin- bzw. Oboenkonzerte von Antonio Vivaldi und Alessandro Marcello lassen sich gut auf die Harfe übertragen. Gian Francesco Malipieros "Sonata a 5" ist eigentlich für Harfe mit Flöte und Streichern komponiert; hier schlüpft der erste Geiger kurzerhand in die Rolle des Flötisten. "Ein sehr interessanter Beitrag zum Repertoire", findet Omer Bouchez: ein Werk in der Musiksprache des 20. Jahrhunderts, das jedoch die intensive Auseinandersetzung des Komponisten mit der reichen musikhistorischen Vergangenheit Venedigs spürbar werden lässt. "Ich würde es jedem empfehlen", ergänzt Xavier de Maistre, "denn es hat ganz besondere Farben und ist auch leicht zu verstehen."
Streichquartette von venezianischen KomponistInnen
Auch das Quatuor Hermès hat sein Repertoire um reizvolle Neuentdeckungen erweitert: etwa eines der Streichquartette der venezianischen Komponistin Maddalena Lombardini Sirmen, das gleichzeitig mit Joseph Haydns Quartettsammlung op. 9 erschien und musikalisch durchaus mithalten kann; oder Antonio Sacchinis A-Dur-Quartett, das nach einer virtuosen Fuge überraschenderweise mit einem Menuett endet.