Das Konzert
Sonntag, 26. November 2023, 11:00 bis
13:00 Uhr
Als Brahms sein "Deutsches Requie" komponierte, dachte er weniger an das Seelenheil der Verstorbenen - es waren die Hinterbliebenen, Alleingelassenen, denen er Trost spenden wollte. Dafür brach er mit zahlreichen Traditionen. Während man unter einem Requiem eigentlich die Totenmesse der katholischen Kirche versteht, löste sich der lutherische Hamburger Brahms von der liturgischen Vorlage und wählte für seine bürgerliche Trostmusik stattdessen ganz subjektive Texte zum Thema Tod und Auferstehung aus der Bibel.
Seligpreisung der Leidtragenden
Am liebsten hätte er sein Werk "Ein Menschen Requiem" genannt, denn der Mensch steht im Mittelpunkt dieses zutiefst humanistischen Ausnahmewerks. Und die Auseinandersetzung mit Tod und Tröstung scheint für Brahms nach dem Tod seiner Mutter auch ein ganz persönliches Anliegen gewesen zu sein: "Ich habe meine Trauermusik vollendet als Seligpreisung der Leidtragenden. Ich habe nun Trost gefunden."
"Wunderbar erschütternd und besänftigend"
Die Uraufführung des Requiems fand in Etappen statt: Ende 1867 erklangen die ersten drei Sätze erstmals in Wien, mehr wollte man dem Publikum nicht zumuten. Clara Schumann sprach im selben Jahr aus, was viele Menschen berührte: "Es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig Anderes. Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend." Am Karfreitag 1868, erlebten dann fast 2500 Menschen im Bremer Dom unter der musikalischen Leitung des Komponisten die eindrucksvolle Uraufführung des damals noch sechssätzigen Werkes. Kurz darauf fügte Brahms noch das zauberhaft innige Sopran-Solo "Ihr habt nun Traurigkeit" hinzu und gab damit dem Requiem seine endgültige Form, die schließlich 1869 im Leipziger Gewandhaus Publikum und Presse zu Begeisterungsstürmen hinriss und Brahms zu einem international anerkannten Komponisten werden ließ.