Das Konzert
Sonntag, 01. Dezember 2024, 21:30 bis
00:00 Uhr
Am Mikrofon: Charlotte Oelschlegel
"Vielleicht ist der Unterschied zwischen uns", meinte einmal Leonard Bernstein zu Duke Ellington, "dass Sie sinfonischen Jazz komponieren und ich Jazz-Sinfonien". Beide Künstler waren keine Freunde von Genre-Grenzen, für sie zählte nur die reine Qualität der Musik.
Allerdings war sich Bernstein schon bewusst, welche Rolle die Improvisation in Ellingtons orchestralem Jazz spielte. Wenn nun die NDR Bigband auf das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin trifft, geht es nicht nur um Musik auf höchstem Niveau - es geht auch um ein neues, zeitgemäßes Ausloten von Improvisation und Komposition.
In der Begegnung einer Jazz-Bigband und eines sinfonischen Orchesters werden kreative Kräfte freigesetzt, die größer sind als die Summe ihrer Einzelteile. Die Bereitschaft zur gemeinsamen Grenzüberschreitung ist mittlerweile zur Normalität geworden.
Ensembles der Grenzüberschreiter
Ganz besonders gilt das für Ensembles, die in ihren Fächern zur internationalen Spitzenklasse zählen wie die NDR Bigband und das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO), das nach dem Zweiten Weltkrieg als RIAS-Symphonie-Orchester seine Reise antrat. Unter Chefdirigenten wie Ferenc Fricsay, Lorin Maazel, Riccardo Chailly, Vladimir Ashkenazy, Kent Nagano, Ingo Metzmacher und Tugan Sokhiev behauptet sich das DSO seit bald acht Jahrzehnten in der Weltspitze. Unter der künstlerischen Leitung des Briten Robin Ticciati hat es in den letzten Jahren mit spektakulären Projekten seine Position als "Think Tank" unter den deutschen Orchestern weiter ausgebaut.
Komponierende Improvisatoren
Das gemeinsame Konzertprogramm mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin stammt aus dem Umfeld der NDR Bigband. Es gibt Stücke aus "Face to Face" und "A Love of Imperfect Things", dem Repertoire der britischen Komponistin Nikki Iles. 2023 war die Britin Composer in Residence der NDR Bigband. Deren künstlerischer Leiter, der Norweger Geir Lysne, begeistert sich neben Musik vor allem für Natur-Phänomene. Folgerichtig trug 2001 sein erstes größeres Werk den Titel "Aurora Borealis" - Nordlicht. Rund 25 Jahre später schafft Lysne mit "Aurora Borealis II" nun eine farbenreiche Fortsetzung.
Florian Weber ist einer der herausragenden Jazzpianisten unserer Zeit, festes Mitglied der NDR Bigband und Träger des Belmont-Preises für zeitgenössische Musik (2020). Schon als Kind begeisterte er sich für Maurice Ravels "La mère l'oye", ein zauberhaftes, ebenso schlichtes wie raffiniertes Werk, das Weber für Bigband und Sinfonieorchester - mit höchstem Respekt - kompositorisch "übermalt".
Das Konzert wird ab 21.30 Uhr auf NDR Kultur übertragen.