Das Konzert
Sonntag, 16. Juni 2024, 11:00 bis
13:00 Uhr
Ausgewählt hat Andrew Manze Orchesterwerke von Claude Debussy und Peter Tschaikowsky - mit Bedacht und mit einem britischem Blick. Denn beide, "La Mer" und "Romeo und Julia", haben etwas mit England zu tun. Davon erzählt der Dirigent im Gespräch mit Friederike Westerhaus.
Das Erlebnis von Meer und Weite: Debussys "La Mer"
Mit "La Mer" gelang dem 43-jährigen Claude Debussy ein Meisterwerk des Impressionismus. Wobei es ihm nicht um konkrete Bilder vom Meer ging, um Tongemälde mit Möwengeschrei und Wellenschlag. Eindrücke und Stimmungen waren Debussy viel wichtiger, also das, was das Erlebnis von Meer und Weite auslöst. Und so kreist das dreisätzige Werk um eher abstrakte Dinge: Bewegung, Licht, Atmosphäre, Farbe. Der größte Teil der Partitur entstand auch tatsächlich abseits der Küste, in Zentralfrankreich. Nur die finalen Korrekturen nahm der Komponist mit Blick aufs Meer statt: im südenglischen Eastbourne, wohin er sich 1905 zurückgezogen hatte.
Ein Drama en miniature Tschaikowskys: "Romeo und Julia"
Enger ist der England-Bezug beim zweiten Werk. Schließlich beruht Peter Tschaikowskys Fantasieouvertüre "Romeo und Julia" von 1870 auf William Shakespeares gleichnamiger Tragödie, der wohl berühmtesten Liebesgeschichte der Welt. Und auch hier stellt sich die Frage nach dem "Inhalt" der Vertonung. Genau wie bei Debussy geht es nicht um eine Nacherzählung der Handlung. Tschaikowsky stellt vielmehr die Grundideen des Dramas einander gegenüber: hier der Streit der Familien, dort die Liebe zweier Individuen. Es kommt zum Konflikt, den auch der Segen der Kirche nicht lösen kann. Ein Drama en miniature also - aber mit rein musikalischen Mitteln gestaltet.