Das Konzert
Montag, 06. Mai 2024, 20:00 bis
22:00 Uhr
Karina Canellakis ist die derzeitige Chefdirigentin des Netherlands Radio Philharmonic Orchestra. Einst hatte sie prominente Ratgeber: Simon Rattle und auch Alan Gilbert ermutigten die Violinistin zum Dirigieren. Es war der Startschuss für eine steile Karriere.
Der Wunsch nach Frieden
2019 leitete sie als erste Frau überhaupt das Eröffnungskonzert der BBC Proms und in der Saison 2023/24 ehrt der renommierte Wiener Musikverein die Dirigentin als Artist in Residence. 2020 gab sie ihr Debüt beim NDR Elbphilharmonie Orchester. Im vergangenen Januar stand sie erneut am Pult des Orchesters: Das Programm, das die US-amerikanische Dirigentin griechisch-russischer Abstammung für diesen Anlass erstellte, ist von einem tiefen Friedenswunsch beseelt.
Britten: Totenmesse zum Jubiläum
Musik kann sehr politisch sein - das erfuhr die japanische Regierung, als sie 1940 bei verschiedenen Komponisten Werke in Auftrag gab, um das 2.600-jährige Bestehen des japanischen Kaiserreichs zu feiern. Benjamin Britten war einer der Angefragten. Doch mitten im Zweiten Weltkrieg stand ihm nicht der Sinn nach Verherrlichung. Er komponierte eine Totenmesse für Orchester, die "Sinfonia da Requiem" op. 20. Der New York Sun erzählte der überzeugte Pazifist: "Ich mache sie so kriegsgegnerisch wie nur möglich".
Abrechnung und Kampfansage
Dmitrij Schostakowitsch wiederum holte mit seinem Violoncellokonzert Nr. 1 von 1959 zur Abrechnung mit dem Terrorregime Stalins aus. Ständig wechselnde Rhythmen prägen seine Komposition, die Pauke und das Horn geben die Gegenspieler zum Cello. Es ist dem berühmten Cellisten Mstislaw Rostropowitsch gewidmet. Mit diesem Werk kann der Cellist Kian Soltani insbesondere beim hochvirtuosen Finale sein Können präsentieren. Das Gramophone Magazine beschrieb das Spiel des jungen Österreichers als "reine Perfektion - Soltani hat alle Fähigkeiten, um konsequentes Kritikerlob zu erwerben". Den Abschluss im Programm macht Ludwig van Beethovens tänzerisch übermütige Sinfonie Nr. 7. Richard Wagner nannte sie gar eine "Apotheose des Tanzes". Wer Beethoven politisch lesen will, kann seine Siebte jedoch auch als Kampfansage an den lange bewunderten Napoleon deuten.
Eine Sendung von Stephan Sturm.