Das Konzert
Sonntag, 02. Februar 2025, 21:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Charlotte Oelschlegel
Die dreiteilige Konzertreihe "Gravitations" stellt Schwergewichte des klassischen Musikrepertoires von Mahler, Verdi und Debussy in den Mittelpunkt. Der Kniff dabei: der Jazzkontrabassist und Komponist Haggai Cohen-Milo wird diese Werke umkreisen - mit neu komponierter Musik, Gesprächen und Improvisationen. Für jeden Auftritt stellt er eine neue Band zusammen.
Auftakt der Trilogie mit Debussy
Den Anfang macht Claude Debussys "Prélude à l’après-midi d’un faune", sein populärstes und zugleich sein erstes bedeutendes sinfonisches Werk, das durch seine damals völlig innovative freie Form und die faszinierende Synthese aus Naturerlebnis und Fantasie schockierte und zum Schlüsselwerk einer ganzen Epoche wurde. Den "neu gedachten" Debussy von Haggai Cohen-Milo gab es 16. Januar 2025 in der Hamburger Laeiszhalle zu hören, das Original von Debussy kurz darauf in einem Sonderkonzert der Symphoniker unter Leitung von Sylvain Cambreling. Beide Fassungen sind in NDR Kultur Das Konzert zu erleben.
"Ein völlig stiller Bahnhof in Halle"
Die Idee zur Konzertreihe entstand vor etwa zwei Jahren im Trubel ein- und ausfahrender Züge, geschäftiger Reiseleute und Durchsagen auf einem Bahnsteig. In diesem Setting hatte ein sechsköpfiges Jazz-Ensemble rund um den Kontrabassisten Haggai Cohen-Milo Gustav Mahlers "Lied von der Erde" interpretiert. Der Projektleiter und Intendant der Hamburger Symphoniker Daniel Kühnel erinnert sich: "Ich werde dieses Konzert nie vergessen. Wie zwar nichts von dem, was man da hörte, Mahlers 'Lied von der Erde' war und trotzdem alles, was da war, von Mahler gedacht war und wie dieser Bahnhof plötzlich zum Schluss für zehn Sekunden völlig still war. Da war eine Betroffenheit, für die man normalerweise erst in den Konzertsaal muss, für die sonst ein großes Orchester auf die Bühne kommen muss und die man manchmal verpasst, weil man gerade diesen Moment nicht auf sich wirken lassen kann."
Die Suche nach der richtigen Haltung
Dieses Gefühl will Kühnel mit den Hamburger Symphonikern in den Konzertsaal bringen. "Was wir tun, ist immer die Suche nach der richtigen Haltung, nach dem wirklich richtigen Ton für das Hier und das Jetzt, weil so ein Stück eine Aussage hat", meint Kühnel. "Da haben wir einen wunderbaren Partner in Haggai Cohen-Milo gefunden, der sich auf diese Suche nach den eigentlichen Inhalten, die eine rein musikalische Suche ist, gemacht hat und sich traut, auf eine kluge und schöne Weise diese Inhalte in eine andere musikalische Sprache zu übertragen."
Ein inspirierender Prozess: Debussy neu gedacht
Für den Kontrabassisten und Komponisten Cohen-Milo steht die emotionale Wirkung von Debussys Werks im Vordergrund: "Es regt die Fantasie an. Man will sich darauf einlassen. Vor allem, selbst wenn man nach den ersten fünf Sekunden des Stücks aufhört. Man wird so sehr hineingezogen." Gemeinsam mit einer eigens für den Abend zusammengestellten Band und dem Spoken Word Artist Stimulus hat Cohen-Milo dieses Schwergewicht des Impressionismus für die Gravitations-Reihe neu gedacht. Ein inspirierender Prozess: "Eines der Dinge, die ich beim Komponieren für dieses Konzert gemacht habe, war, die Musik einfach abzuspielen - sie auf meine Stereoanlage zu legen und damit zu spielen. Ich habe Klavier und Bass zu der Komposition mit Debussy gespielt. Es gibt so viele Ideen, die einfach herauskommen wollen."