Das Konzert
Sonntag, 28. April 2024, 11:00 bis
13:00 Uhr
Anton Bruckners große f-Moll-Messe haben das NDR Vokalensemble und das NDR Elbphilharmonie Orchester gleich zweimal zusammen mit Herbert Blomstedt aufgeführt: 1996 zum Abschluss des Schleswig-Holstein Musik Festivals in Lübeck und sieben Jahre später in der Hamburger Laeiszhalle.
Mit "inbrünstiger Andacht"
Anton Bruckner wuchs in einer Zeit auf, in der es die Kirchenmusik in Österreich nicht leicht hatte. Doch am Stifts St. Florian, dessen Knabenschule er besuchte, wurde die Musik weiterhin mit großem Aufwand gepflegt. Der junge Bruckner lernte gregorianische Choräle und frühbarocke Messen und Motetten ebenso kennen wie das zeitgenössische geistliche Repertoire. Seine erste Choralmesse komponierte er mit 18, das erste große chorsinfonische Werk 1964. Die Resonanz war positiv, und so machte er sich trotz einer psychischen Erkrankung an die Messe Nr. 3 f-Moll. Nach mehreren Umarbeitungen sollte die Uraufführung durch die Wiener Hofkapelle folgen, doch die Musiker boykottierten das Werk - vielleicht weil sie sich inhaltlich von Bruckners Musik überfordert fühlten. Erst drei Jahre später konnte Bruckner seine Messe in St. Augustin dirigieren, auch diesmal mit großem Erfolg. Das Benedictus war ihm selbst der liebste Satz, verfasst nach "einer Stunde inbrünstiger Andacht".
Der junge und der reife Bruckner
Die Arbeit an seiner ersten Sinfonie begann Bruckner 1865 als Domorganist in Linz (also etwa zeitgleich mit der Messe Nr. 1). Fast zwanzig Jahre später holte er die Partitur noch einmal hervor - auf Anregung seines Förderers Hans Richter. Nach der gefeierten siebten Sinfonie wollte der Dirigent auch Bruckners Erstling noch einmal auf die Bühne bringen. Der Komponist stimmte zu, verordnete seinem Erstling allerdings eine Generalüberholung. Und so mischen sich in der Wiener Fassung von 1891 der junge und der reife Bruckner. Heute haben sich beide Versionen ihren Platz im Konzertsaal erobert. Donald Runnicles entschied sich bei seinem Gastspiel bei der NDR Radiophilharmonie für die frühe Linzer Fassung.