Pepper - en Roboter erobert Norddüütschland (13) SciFi
"Wächst Pepper noch? Wann kommt er in die Pubertät?" Über diese Fragen von Werner Momsen, mit der er das Publikum vor kurzem in Berlin amüsierte, musste ich noch länger nachdenken. Ist die Vorstellung eines Roboters, der so "humanoid" ist, dass er auch die Biologie des Menschen kopiert, wirklich so abwegig, absurd? Dem Philosophen Arnold Gehlen zufolge, ist der der Mensch ein "Mängelwesen". Der Mangel macht uns erst zu Menschen. So könnte man sich auch fragen, ob dem perfekten menschlichen Roboter nicht auch Pickel oder der Bart wachsen sollten? Stell dir vor, Pepper müsste zum Optiker, weil er nicht mehr richtig scharf sehen kann? Das wäre doch ein Zeichen echter Menschlichkeit, denn dann wäre Pepper wirklich einer von uns, nicht nur eine kluge Maschine mit austauschbaren Ersatzteilen. Er wäre einer von uns, "sterblich" wie wir. Die Menschen hätten dann keinen Grund mehr, neidisch zu sein, weil die Androiden mehr Kraft haben, keine Falten bekommen, glatter aussehen als die Menschen - und auch nicht sterben.
"Menschlicher als der Mensch" (Werbeslogan der Tyrell Corporation)
Dutzende Schriftsteller und Filmemacher haben sich schon Gedanken zu diesem Thema gemacht, wenn KI, Biologie und Gentechnologie in anspruchsvoller Science Fiction miteinander verschmelzen. Als Angehöriger der Generation X hat mich besonders der Hollywoodfilm "Blade Runner" von 1982 geprägt. Detektiv Rick Deckard, gespielt von Harrison Ford, jagt Androiden, genannt Replikanten, die von "echten" Menschen kaum mehr zu unterscheiden sind. Die Dystopie spielt im Jahr 2019 im von einem Atomkrieg zerstörten Los Angeles. Es ist immer dunkel, der Regen prasselt nieder, und die Replikanten, allen voran der blonde Riese Roy Batty, gespielt von Rutger Hauer, rebellieren gegen ihren Schöpfer. Die Tyrell Corporation hat ihren "Produkten" ein genetisches Verfallsdatum eingepflanzt, unabhängig davon, ob es sich um Menschen oder Maschinen handelt, um sie leichter kontrollieren zu können. Am Ende rettet der Replikantenjäger durch das Stürzen in den Abgrund einen Replikanten, dessen Lebensuhr abgelaufen ist, und beweist damit einen Akt der Menschlichkeit. Dabei taucht im komplexen Handlungsverlauf des Films immer wieder dasselbe Problem auf: Was ist echt und was ist künstlich? Kann ich meinen Wahrnehmungen, meinem Verstand und meinen Augen trauen? Und was bedeutet das für uns als menschliche Spezies in der Zukunft?
Wer sitzt auf der anderen Seite? Mensch oder (Chat)Bot?
Nun können wir nicht mehr sicher wissen, wer auf der anderen Seite der Chat- oder Telefon-Hotline residiert. Mensch oder Bot? Wobei ein Bot ja im Prinzip nur ein Ro-bot-er ohne Hardware ist. Wie auch immer. Unser kleiner Roboter Pepper jedenfalls ist noch weit davon entfernt, dass man ihn von Angesicht zu Angesicht mit einem Menschen verwechseln könnte, und auch am Telefon würde man seine charakteristische Stimme eindeutig wiedererkennen. Aber mit Hilfe neuester KI-Technologien können Bilder, Videos und Audios bereits nahezu perfekt geklont und imitiert werden. Realität, Fiktion und Fake verschwimmen in der Wahrnehmung zusehends. Sogar Tagesschau-Stimmen wurden bereits manipuliert. Und was ich persönlich gerne noch wissen würde, weil es bis heute ein Rätsel ist: War der Bladerunner selbst Replikant?
- Teil 1: "More Human, than Human" (Werbeslogan vun de Tyrell Corporation)
- Teil 2: Übersetzung auf Hochdeutsch mithilfe von ChatGPT3.5