Wie bitte? Friesisch? Was ist das denn?
Wer spricht Nordfriesisch?
Dem NDR 1 Welle Nord-Reporter, der eine Reportage aus der Gemeinde Alkersum auf Föhr macht, erzählt der ältere Herr stolz: "Uk dön jong lidj wat heer san snaake altermal fering; hoker nian fering snaaket as 'out' (auch die jungen Leute, die hier sind, sprechen friesisch; wer kein Friesisch spricht, ist "out"). "In" ist also, wer hier den heimatlichen Zungenschlag beherrscht - kein Wunder, neben der Gemeinde Risum-Lindholm auf dem Festland ist die Insel Föhr eine Hochburg des Nordfriesischen. Insgesamt sprechen in ganz Nordfriesland annähernd 10.000 Menschen Friesisch.
Seit 1800 als Schriftsprache verwendet
"Durch die Jahrhunderte war Friesisch die allgemein gebräuchliche Sprache in der Familie, im Dorf und im Nahbereich. Als Amts-, Kirchen- und Schulsprache herrschte jedoch spätestens seit der Reformation das Niederdeutsche. Nordfriesisch blieb lange auf den mündlichen Gebrauch beschränkt. Erst von etwa 1800 an wurde es zunehmend als Schriftsprache benutzt. Seitdem ist eine recht breite und vielfältige Literatur entstanden. Wie groß das Interesse ist, zeigten verschiedene Autorenwettbewerbe.
Die seit dem 19. Jahrhundert entstandene friesische Bewegung hat es sich zum Ziel gesetzt, friesische Sprache und Kultur zu bewahren und fortzuentwickeln. Lange Zeit wurden diese Bestrebungen jedoch von der übermächtigen nationalen Auseinandersetzung zwischen Deutsch und Dänisch im alten Herzogtum Schleswig überlagert und überschattet.
Friesische Vereine kulturell aktiv
Verschiedene friesische Vereine und Institutionen haben sich herausgebildet. Der Nordfriesische Verein, 1902 als erster Heimatverein für ganz Nordfriesland gegründet, umfasst mit den ihm angeschlossenen Vereinigungen heute etwa 5.000 Mitglieder. Er hat sich korporativ dem Schleswig-Holsteinischen Heimatbund angeschlossen. [...]
Die örtlichen friesischen Vereine leisten mit großem Engagement eine vielfältige kulturelle Arbeit. Sie bieten friesische Sprachkurse an, bemühen sich um friesisches Theaterspiel, unterhalten Tanz- und Trachtengruppen, richten zum Teil das 'Biikebrennen' aus, das jeweils am 21. Februar gefeierte 'Nationalfest' der Nordfriesen, setzen sich für Natur- und Denkmalschutz ein und vieles mehr.
Die rund 600 Mitglieder zählende Foriining for nationale Friiske, gegründet 1923 als friesisch-schleswigscher Verein, bemüht sich vor allem um die Förderung der friesischen Sprache in möglichst vielen Lebensbereichen. Die Foriining arbeitet mit der dänischen Minderheit zusammen und lässt sich politisch vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW) vertreten. [...]
Nordfriisk Instituut setzt sich für Erforschung der Sprache ein
Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung in Nordfriesland für die Pflege, Förderung und Erforschung der friesischen Sprache, Geschichte und Kultur dient seit 1965 das Nordfriisk Instituut in Bredstedt. Es wird von dem Verein Nordfriesisches Institut getragen, der 1948 gegründet wurde. Das Institut unterhält unter anderem eine Fachbibliothek und ein Archiv, gibt die Vierteljahresschriften 'NORDFRIESLAND' und 'Der Maueranker', das 'Nordfriesische Jahrbuch' sowie Bücher in deutscher und friesischer Sprache heraus. Es bietet Kurse, Vorträge, Seminare, Fachtagungen und Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen an. [...]
- Teil 1: Und was ist Nordfriesisch?
- Teil 2: Je näher Husum, je mehr Plattdeutsch
- Teil 3: Zweiteilung ins Insel- und Festlandsfriesische
- Teil 4: Wer spricht Nordfriesisch?
- Teil 5: Friesisch auch in Kindergärten