Zwischen Kitsch und Melancholie: "Pseudopoesie" von Niels Frevert
Der Hamburger Niels Frevert hat sein neues Album "Pseudopoesie" im sommerlichen Berlin aufgenommen - in den weltbekannten Hansa Studios. Jetzt geht er auf Tour: Bremen und Hannover sind durch, am 21. April spielt er in Hamburg, am 20. Mai in Rostock.
Niels Frevert, 55 Jahre alt, wird mehr und mehr zum Meister seiner Zunft. Seine Songs sind so gut getextet, dass sie beim Hören eine Bilderflut erschaffen und damit innere Kurzfilme entstehen lassen: ein Ergebnis seiner langjährigen Erfahrung.
"Pseudopoesie": Neues Album unter Zeitdruck
Und noch etwas hat sich mit Zeit getan: Brauchte Frevert einst noch halbe Jahrzehnte, hat sich das Zaudern zumindest bei seinem neuen Album gelegt. Für sein siebtes Werk "Pseudopoesie" hat sich Frevert nur knapp dreieinhalb Jahre Zeit genommen, denn dessen Fertigstellung war an ein konkretes Ziel geknüpft: "Zugegeben, ich wollte wieder auf Tour. Ich hatte die Tour eigentlich schon geplant und so dachte ich: Dann liefere ich mal, damit wir auch losfahren können."
Pause hat der Musiker und Konzertveranstalter nämlich reichlich gehabt. In der Pandemie zwangsweise doppelt in den Urlaub geschickt, wusste Frevert die so gewonnene Zeit sinnvoll für sich zu nutzen. Und zwar nach Art eines Bohemiens: "Ich habe Halt gesucht in den Klassikern. Ich habe meine Lieblingsplatten rausgeholt und meine Lieblingsbücher noch mal gelesen. Insofern war das zum Schreiben gar nicht mal so schlecht."
Niels Frevert im Corona-Lockdown
Tatsächlich begegnen wir auf "Pseudopoesie" Niels Frevert im Lockdown - zum Beispiel, wenn er über seine Lieblingskomponisten wie in "Rachmaninow" singt oder uns auf einen Spaziergang durch die plötzliche Stille der Großstadt führt wie in "Klappern von Geschirr".
Während das vorige Album im winterlichen Berlin entstand, war dieses Mal Sommer in der Hauptstadt, was man dem Album gut anhört. Es steckt voller frischer Ideen und Tatendrang, lädt zum Mitsingen ein oder verpasst dem sonst Gitarre spielenden Songwriter ein neues, musikalisches Gewand. Dabei bleibt das Album vielschichtig und tiefgründig.
Elan, Kitsch und Melancholie
Was aber hat das mit "Pseudopoesie" auf sich? "Es gibt diverse Möglichkeiten, das zu interpretieren", sagt Frevert. "Für mich schimmert durch den Begriff 'Pseudopoesie' sogar ein wenig Kitsch hindurch. Ich sehe ihn sanft hindurch schimmern - und ich mag Kitsch, wenn er gut gemacht ist."
Bei allem Elan oder der Lust am Kitsch: Ohne die typisch Frevertsche Melancholie beziehungsweise seinem leisen Zweifeln kommt auch "Pseudopoesie" nicht aus, was dem erfahrenen Künstler aber gut steht: "Man wird auch nicht jünger. Ich bin jetzt über 50", sagt Frevert. "Ich turne in einem Business rum, wo es besser aussieht, wenn man Mitte 20 ist. Damals habe ich das auch getan, aber ich will nicht, dass es irgendwann anfängt, komisch auszusehen. Ich lege großen Wert darauf, dass meine Platten auch weiterhin Relevanz haben, dass ich mich weiterentwickele und auch an meiner Stimme arbeite. Das spielt da alles mit rein in dieses neue Album."
"Pseudopoesie"-Tour: Konzerte in Norddeutschland
Niels Frevert spielt die Songs seines neuen Albums "Pseudopoesie" auch im Norden: Am 21. April tritt er in Hamburg auf, am 20. Mai in Rostock und am 13. Juli in Flensburg.
Pseudopoesie
- Genre:
- Pop
- Label:
- Grönland
- Veröffentlichungsdatum:
- 24. März 2023
- Preis:
- 15 €