Niels Frevert mit Band auf der Bühne beim Reeperbahn Festival 2020. © NDR Foto: Benjamin Hüllenkremer

Zwischen Kitsch und Melancholie: "Pseudopoesie" von Niels Frevert

Stand: 21.04.2023 00:01 Uhr

Der Hamburger Niels Frevert hat sein neues Album "Pseudopoesie" im sommerlichen Berlin aufgenommen - in den weltbekannten Hansa Studios. Jetzt geht er auf Tour: Bremen und Hannover sind durch, am 21. April spielt er in Hamburg, am 20. Mai in Rostock.

von Kristina Bischoff

Niels Frevert, 55 Jahre alt, wird mehr und mehr zum Meister seiner Zunft. Seine Songs sind so gut getextet, dass sie beim Hören eine Bilderflut erschaffen und damit innere Kurzfilme entstehen lassen: ein Ergebnis seiner langjährigen Erfahrung.

"Pseudopoesie": Neues Album unter Zeitdruck

Und noch etwas hat sich mit Zeit getan: Brauchte Frevert einst noch halbe Jahrzehnte, hat sich das Zaudern zumindest bei seinem neuen Album gelegt. Für sein siebtes Werk "Pseudopoesie" hat sich Frevert nur knapp dreieinhalb Jahre Zeit genommen, denn dessen Fertigstellung war an ein konkretes Ziel geknüpft: "Zugegeben, ich wollte wieder auf Tour. Ich hatte die Tour eigentlich schon geplant und so dachte ich: Dann liefere ich mal, damit wir auch losfahren können."

Pause hat der Musiker und Konzertveranstalter nämlich reichlich gehabt. In der Pandemie zwangsweise doppelt in den Urlaub geschickt, wusste Frevert die so gewonnene Zeit sinnvoll für sich zu nutzen. Und zwar nach Art eines Bohemiens: "Ich habe Halt gesucht in den Klassikern. Ich habe meine Lieblingsplatten rausgeholt und meine Lieblingsbücher noch mal gelesen. Insofern war das zum Schreiben gar nicht mal so schlecht."

Weitere Informationen
Niels Frevert mit Gitarre am Mikrofon im Studio von NDR Kultur. © NDR Foto: Claudius Hinzmann

Niels Frevert: "Songtexte sind eine Unterform der Lyrik"

Am Welttag der Poesie spricht der Hamburger Musiker über Lyrik von Rammstein und Bob Dylan - und über sein neues Album, das am Freitag erscheint. mehr

Niels Frevert im Corona-Lockdown

Tatsächlich begegnen wir auf "Pseudopoesie" Niels Frevert im Lockdown - zum Beispiel, wenn er über seine Lieblingskomponisten wie in "Rachmaninow" singt oder uns auf einen Spaziergang durch die plötzliche Stille der Großstadt führt wie in "Klappern von Geschirr".

Während das vorige Album im winterlichen Berlin entstand, war dieses Mal Sommer in der Hauptstadt, was man dem Album gut anhört. Es steckt voller frischer Ideen und Tatendrang, lädt zum Mitsingen ein oder verpasst dem sonst Gitarre spielenden Songwriter ein neues, musikalisches Gewand. Dabei bleibt das Album vielschichtig und tiefgründig.

VIDEO: Niels Frevert (2 Min)

Elan, Kitsch und Melancholie

Was aber hat das mit "Pseudopoesie" auf sich? "Es gibt diverse Möglichkeiten, das zu interpretieren", sagt Frevert. "Für mich schimmert durch den Begriff 'Pseudopoesie' sogar ein wenig Kitsch hindurch. Ich sehe ihn sanft hindurch schimmern - und ich mag Kitsch, wenn er gut gemacht ist."

Bei allem Elan oder der Lust am Kitsch: Ohne die typisch Frevertsche Melancholie beziehungsweise seinem leisen Zweifeln kommt auch "Pseudopoesie" nicht aus, was dem erfahrenen Künstler aber gut steht: "Man wird auch nicht jünger. Ich bin jetzt über 50", sagt Frevert. "Ich turne in einem Business rum, wo es besser aussieht, wenn man Mitte 20 ist. Damals habe ich das auch getan, aber ich will nicht, dass es irgendwann anfängt, komisch auszusehen. Ich lege großen Wert darauf, dass meine Platten auch weiterhin Relevanz haben, dass ich mich weiterentwickele und auch an meiner Stimme arbeite. Das spielt da alles mit rein in dieses neue Album."

"Pseudopoesie"-Tour: Konzerte in Norddeutschland

Niels Frevert spielt die Songs seines neuen Albums "Pseudopoesie" auch im Norden: Am 21. April tritt er in Hamburg auf, am 20. Mai in Rostock und am 13. Juli in Flensburg.

Pseudopoesie

Genre:
Pop
Label:
Grönland
Veröffentlichungsdatum:
24. März 2023
Preis:
15 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 21.03.2023 | 12:41 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Rock und Pop

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Hände halten ein Smartphone auf dem der News-Channel von NDR Kultur zusehen ist © NDR.de

WhatsApp-Channel von NDR Kultur: So funktioniert's

Die Kultur Top-News aus Norddeutschland direkt aufs Smartphone: NDR Kultur ist bei WhatsApp mit einem eigenen Kanal aktiv. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Porträt von Philipp Schmid © NDR Foto: Sinje Hasheider

Philipps Playlist

Philipp Schmid kennt für jede Lebenslage die richtige Musik. Egal ob Pop, Klassik oder Jazz. Träumt Euch zusammen mit ihm aus dem Alltag! mehr

Peter Urban © NDR Foto: Andreas Rehmann

Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban

Spannende Stories, legendäre Konzerte, bewegende Begegnungen: Peter Urban hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. mehr

Mehr Kultur

Chormitglieder in schwarzer Kleidung auf einer Fußgängerbrücke im Grünen. © Anke Schröfel Foto: Anke Schröfel

Johannes-Brahms-Chor Hannover feiert 40-jähriges Bestehen

Der Chor ist 1984 aus dem Mädchenchor Hannover hervorgegangen. Manche Mitglieder sind schon seit Jahrzehnten dabei. mehr