Stralsunder Rapper gelingt Bestseller über seine Jugend
Der Stralsunder Hendrik Bolz hat ein Buch über seine Kindheit und Jugend zwischen Hochhausschluchten und heftigen Partynächten geschrieben, das in kürzester Zeit zum Bestseller geworden ist und mit dem er nun auf Lesetour ist.
In seinem Hauptberuf ist Hendrik Bolz Rapper der Band Zugezogen Maskulin. Der Song "Plattenbau Ost" kam schon vor einigen Jahren raus und thematisiert das, was der 33-Jährige jetzt in seinem Buch deutlich ausführlicher beschreibt: "Ich bin schon ewig schwanger mit dieser Geschichte herumgelaufen. Mir ist mit meinem Wegzug, und als wir mit Musik angefangen haben, klar geworden, dass das eigentlich auch ein Buchstoff ist. Und dann kam 30 Jahre Mauerfall. Viele Leute haben ihre Geschichten aufgeschrieben und ich habe gemerkt, dass irgendwie hier noch meine Perspektive fehlt. Von jemandem, der die DDR nicht mehr selber erlebt hat, aber trotzdem von ihr geprägt ist und der in dieses Nachwendechaos hineingeboren wurde."
Ein, wie er sagt, fehlender Staat. Zu wenig Polizei. Zu viele Menschen, die weggeschaut haben. Abhängen auf dem Bolzplatz, rauchen - schon als junger Teenager. Bald dann kiffen, Alkohol trinken und Gewalt.
Authentischer, schonungsloser Bericht
Hendrik Bolz beschreibt sein Leben in der Nachwendezeit und den Nullerjahren komplett schonungslos. Sympathisch wirkt er dabei nicht - dafür aber authentisch. Aufgebrochen werden seine Beschreibungen durch immer wieder eingestreute Fakten, wie etwa Statistiken zu Ferienlagern, Arbeitslosenzahlen oder Wahlergebnissen. "Ich war damals echt doof was sowas anging und es hat mich überhaupt nicht gejuckt", gibt er ehrlich zu. "Deshalb war da eine riesige Leerstelle. Ich habe dann gemerkt, dass es mir beim Aufschreiben meiner eigenen Geschichte auch richtig Spaß gemacht hat zu schauen, was da links und rechts passiert ist. Man schaut mir beim Lesen über die Schulter, wie ich meine eigene Kindheit und Jugend einordne."
Neues Leben als Student in Berlin
Schließlich zieht er aus Stralsund weg und lässt dadurch den Sumpf aus Drogen und Gewalt hinter sich. Als Student in Berlin trifft er neue Leute und begreift, dass ein Leben auch anders aussehen kann und Konflikte nicht mit Fäusten gelöst werden müssen.
"Ich habe in Berlin nicht direkt Leute kennengelernt, die so drauf waren, wie ich damals noch drauf war, sondern bin eher in einem studentischen Milieu gelandet und habe gemerkt habe, dass ich ein bisschen umlernen muss. Ich habe aber auch gelernt, dass ich da gar nicht so darauf herabschauen muss - irgendwie ist es ja auch cool, nicht so gewalttätig miteinander umzugehen. Irgendwie fühle ich mich auch ganz wohl damit."
Trotz seines frühen und exzessiven Drogenkonsums hat er keine bleibenden Schäden davon getragen, sagt er. Seine Opfer von damals tun ihm heute leid. Er habe Schuldgefühle und sei froh, dass nicht noch Schlimmeres passiert, dass beispielsweise niemand gestorben ist.
Am Freitag liest Hendrik Bolz aus seinem Buch in der Villa Kalkbrennerei in Stralsund. Beide Termine sind schon ausverkauft. Am 12. April findet eine Lesung in Rostock im Peter-Weiß Haus statt.