Sorgenkind MS "Stubnitz": Wie geht es weiter mit dem Kulturschiff?
Die MS "Stubnitz" in der Hafencity ist seit 30 Jahren ein preisgekrönter Clubbetrieb und ein international anerkanntes Kulturschiff für Livemusik. Seit einigen Jahren kämpft das Team gegen Lärmbeschwerden. Wenn es keinen neuen Ort gibt, droht das Aus.
Tief im Schiffsbauch proben gerade Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen afrikanischen Ländern und Deutschland zusammen. Hier wird elektronische Livemusik gemacht und es werden Performances entwickelt für das Programm "Afropollination".
Preisgekröntes Kulturschiff mit Nachbarschaftsproblemen
Die MS "Stubnitz" hat gerade zum vierten Mal den Applaus-Preis gewonnen, eine bundesweite Auszeichnung für das beste Livemusikprogramm. Und trotzdem kann das beliebte Kulturschiff seinem Kerngeschäft kaum mehr nachgehen, erzählt Vorstandsmitglied Stefan Hangl: "Wir haben Nachbarschaftsprobleme. Wir haben eine laute Gangway. Wir haben nachts vier bis fünf Mal die Polizei vor Ort, können so nicht wirklich arbeiten und Geld verdienen, dass wir überleben können." Neben der Musik sorgt die Gangway für Lärmbeschwerden. Die alte Schiffstreppe führt die Gäste aufs Deck.
Suche nach neuem Liegeplatz für die MS "Stubnitz"
Vor drei Jahren wurden hier in der Hafencity die ersten Wohnungen bezogen. Viele der neuen Nachbarn begrüßen das Traditionsschiff, aber eine Handvoll ärgert sich über die Lärmbelästigung und führt von Anfang an den Nachbarschaftsstreit, erzählt Hangl: "Jetzt haben wir diese Situation, dass wir und die Nachbarn einen Zielkonflikt haben. Wir wollen veranstalten und ein kulturell vielfältiger Ort sein mit dem Programm, für das wir auch ausgezeichnet wurden, und die Nachbarn wollen Ruhe in der Hafencity."
Hansjörg Schmidt von der SPD möchte dieses besondere Kulturschiff in der Hafencity erhalten. Gerade hier brauche es diesen einzigartigen Ort, wo Subkultur gelebt wird, sagt er: "Auch, wenn jetzt noch keine unterschriftreife Lösung vorliegt, bin ich doch weiterhin frohen Mutes, dass wir das hier schaffen. Ziel ist es ja, die 'Stubnitz' ein wenig weg von der Wohnbebauung zu bekommen, mehr in Richtung der Bürogebäude, damit es dann auch weniger Anhaltspunkte für Störung mit der anliegenden Wohnbebauung gibt."
Frust und Planungsunsicherheit
Auch die Kulturbehörde sagte im Gespräch mit NDR 90,3, dass sie Interesse an einem langfristigen Liegeplatz für die "Stubnitz" habe. Außerdem beteilige sie sich zu einem Drittel an den Kosten für eine neue, leisere Gangway. Eine verbindliche, schriftliche Zusage für den neuen Liegeplatz an den Elbbrücken gibt es aber nach wie vor nicht.
Das sorgt für Frust und Planungsunsicherheit bei den Betreibern des Kulturschiffs, erzählt Stefan Hangl: "Das Ganze steckt bisschen fest. Es gibt viele Menschen und Player, die uns toll finden und mitmachen wollen und sagen, wie wichtig wir sind, aber es gibt keine Entscheidung, wie das mal wirklich handfest wird."
Verlagertes Problem
Der versprochene Liegeplatz wäre, Stand jetzt, wieder vor einem Wohnhaus und würde das Problem nur verlagern, sagt Stefan Hangl. Er hat deshalb einen Alternativplan vorgelegt. Das 80 Meter lange Kulturschiff könnte etwas nach hinten verschoben, vor einem Bürogebäuden liegen. "Um sinnvoll arbeiten zu können, brauchen wir eine Perspektive und die wäre mal Luft zu holen und einen Liegeplatz zumindest mal eine Weile sicher zu haben und arbeiten zu können", findet Hangl.
Die MS "Stubnitz" sucht weiter nach einer gemeinsamen Lösung, um ohne Lärmbeschwerden ihrer Kulturarbeit nachzugehen. Eine langfristige und nachhaltige Lösung für diesen subkulturellen Ort wäre wünschenswert für Hamburgs Kulturszene.