Neues Album von Taylor Swift: Alle Aspekte des Herzschmerzes
Im vergangenen Jahr kürte das "Time Magazine" Taylor Swift zur Person des Jahres. 13 Nummer-eins-Alben hat die 34-Jährige schon veröffentlicht, nun ist das Doppelalbum "The Tortured Poets Departement" erschienen.
"I cry a lot, but I am so productive." Davon, ihre Tränen in Kunst zu verwandeln, erzählt Taylor Swift in ihrem Song "I Can Do It With A Broken Heart". Die Zeile könnte das Motto ihres neuen Albums sein. Denn darauf verarbeitet sie das Auf und Ab des sich Ver- und Entliebens. Und zeigt gleichermaßen, wer hier am Mikrofon steht: Der größte Popstar unserer Zeit nämlich, der diese Rolle auch noch ausfüllt, wenn er am Boden ist.
Die 1989 geborene Sängerin bestimmt derzeit nicht nur die US-amerikanischen Medien in nie dagewesener Form. Ihre Musik bringt Millionen Fans zusammen, ihre Songs beschäftigen mehrere Universitäten in literaturwissenschaftlichen Seminaren. Seit sie ihren Freund Travis Kelce ins Football-Stadion begleitet, krempelt sie selbst noch die umsatzstärkste Sportliga der Welt um. Als sie sich zaghaft zur Bedeutung der US-Wahl im November geäußert hat, bekam es Donald Trump sofort mit der Angst zu tun.
Taylor Swift stilisiert sich zum All-American-Girl
Und während sie seit Monaten ausverkaufte Shows auf der ganzen Welt spielt, legt Swift seit einiger Zeit auch noch Spuren für ihr neues Album. Doch alles hat sie vorher nicht verraten. "Eine Überraschung um 2 Uhr morgens: The Tortured Poets Department ist ein Doppelalbum", schreibt sie mitten in der Nacht auf ihrem Instagram-Kanal. So viel gequälte Poesie habe sich bei ihr angesammelt. "Diese Songs sind nicht meine, es sind eure!", ergänzt sie.
In den nun 31 Songs auf "The Tortured Poets Departement" kommen ihre elektrifizierten Balladen mit pluckernden Drums, Synthesizern und Vokaleffekten ("Down Bad") genauso zum Tragen wie kraftvolle Tanzflächen-Hits und Anklänge an ihre Country-Sozialisation.
"Du bist nicht Dylan Thomas, ich nicht Patty Smith", singt Swift und beruft sich damit auf eine frühere Generation gequälter Künstlerinnen: "Wir sind hier nicht im Chelsea Hotel, Baby." Wir sind weder die größten Poetinnen, noch ist unsere Geschichte der Stoff aus dem Legenden sind. Swift stilisiert sich wieder einmal zum All-American-Girl, zu einer von uns. Ihr Herzschmerz ist genauso wie unserer. Die Welt verändert er nicht - wohl aber uns bis ins Mark.
Überaschende Wendungen, aber auch Banales
Über zwei Stunden Spieldauer hat das neue Album von Taylor Swift. Minutiös beleuchtet sie darin alle Aspekte des Herzschmerzes, des in Beziehung sein und einander Verlierens. Manche Songs bestechen mit überraschenden Wendungen ("Who's Afraid") oder spannenden Instrumentalen, andere klingen regelrecht banal ("Guilty As Sin?"). Die Musikerin wendet ihr bekanntes Rezept an, wobei die großen Hits zugunsten der thematischen Stringenz fehlen.
Auch ermüdet das Thema des männlichen Mit- oder Gegenspielers auf die Dauer sehr. Wo sind die Oden an andere Beziehungen, an Freundschaften, an die Freiheit oder die Kunst? Doch das wird ihren Fans egal sein. Und die anderen werden auch nach diesem elften Release von Taylor Swift wieder ihre musikalische Unbedeutsamkeit betonen. Was ist und bleibt: Taylor Swift erreicht damit mehr Menschen als jede andere Künstlerin derzeit und hat ihren Legendenstatus noch etwas fester zementiert.
The Tortured Poets Department
- Label:
- Universal
- Veröffentlichungsdatum:
- 19.04.2024