Mystisch und hoffnungsvoll: Neues Villagers-Album "That Golden Time"

Stand: 11.05.2024 00:01 Uhr

Villagers - das klingt zwar nach einer ganzen Band, aber dahinter steckt nur ein Mann: der Gitarrist und Sänger Conor O’Brien, der immer wieder mit wechselnder Bandbesetzung musiziert. "That Golden Time" ist sein sechstes Album.

von Vanessa Wohlrath

"Erinnerst du dich an diese goldenen Zeiten, als du dich noch nicht entscheiden musstest, zwischen einem ehrlichen Leben oder einem voller Schulden und Sorgen?", singt Conor O’Brien von Villagers in dem Titelsong seines neuen Albums "That Golden Time". Die nostalgische Anmutung sei klar gewollt. "Der Titel 'That Golden Time' knüpft an einige der Themen auf der Platte an. Das ist einmal die Nostalgie, also das Gefühl, von einer anderen Zeit oder einem anderen Ort zu träumen." Das könne in der Vergangenheit, aber auch in der Zukunft liegen, sagt O'Brien, und dieser Ort oder diese Zeit können idealerweise gut oder schlecht sein. "Gleichzeitig geht es um den Wert von Gold selbst. Die Macht des Geldes zieht sich durch unsere gesamte Zivilisation." Das sind die Hauptthemen der Songs, erklärt der Gitarrist.

Funkelnde Marimba und grollende Stimme

Langsam schleppt sich der Rhythmus mitsamt funkelnder Marimba durch den Folksong "That Golden Time", den der Dubliner Musiker in gedoppelter Stimme singt. Diese Dopplung weckt auch ein ungutes Gefühl beim Hören, denn die zweite Stimme ist etwas tiefer, lauert unter der helleren und sanften ersten. Man kann sie nicht abschütteln, im Hintergrund grollt es leicht. Ängste und Träume in Poesie kleiden - das kann O’Brien.

Weitere Informationen
Conor O'Brien mit einer Gitarre. © NDR Foto: Tim Piotraschke

Singer-Songwriter Conor O'Brien über sein neues Album "That Golden Time"

"Ich habe mich verletzlich gefühlt, als ich die Texte geschrieben habe", sagt Conor O'Brien im Interview. mehr

Besorgt über Machtspiele in Social Media

Auf "Fever Dreams", seiner vorherigen Platte von 2021, frönt der Ire dem Eskapismus in ausgeschmückten Erzählungen. Der harschen Realität ist in seinen Liedern aber damals wie heute kaum zu entkommen. Zurzeit beobachtet der 40-jährige Frontmann gerade Social Media mit Besorgnis. "Ich habe mich verletzlich gefühlt als ich die Texte geschrieben habe. Ich habe beim Schreiben oft gedacht: Kann ich das so sagen? Ist das okay? Denn ich greife in meinen Texten etwas auf, was ich im Internet beobachte."

Es gebe eine Menge seltsamer Machtspiele an seltsamen Orten, erzählt der Songwriter. "Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es im Internet so etwas wie eine archaische Gesellschaft gibt, in der alle rumschreien und sich gegenseitig mit Dingen bewerfen. Wir sind noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem sich das alles organisiert hat. In meinen Texten benenne ich diesen Zustand und damit mache ich mich angreifbar. Ich denke, Musik und Kunst sind ein guter Ort, um genau diese Grauzonen zu thematisieren. Darum geht es auf meinem Album letztlich."

Behutsam und subtil arrangierte Songs

Einerseits hoffnungsfroh und hell, andererseits melancholisch und mystisch - diese beiden Gesichter zeigen sich auch auf dem sechsten Album von Villagers wieder. Auf "That Golden Time" versucht sich Conor O’Brien auf die von Social Media und meinungsstarken Blasen geprägte Welt, in der wir heute leben, einen Reim zu machen. Er geht dabei sehr behutsam vor, appelliert in seinen subtil arrangierten und ruhigen Folk-Songs daran, sich auch mal zurückzunehmen und zuzuhören, um einander besser zu verstehen - selbst wenn es um uns herum oftmals viel zu laut ist.

That Golden Time

Label:
Domino Recording Co Ltd
Veröffentlichungsdatum:
10. Mai 2024

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Nachmittag | 10.05.2024 | 14:40 Uhr

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