Fernanda Brandão: Vom Popstar zur Nomadin
"Als ich im Regenwald war, um zu helfen, hätte ich niemals gedacht, dass die Indigenen mir so viel Licht bringen würden", sagt Fernanda Brandão. Sie hat die Glitzerwelt der Schönen und Reichen verlassen und engagiert sich für die indigenen Völker im Amazonas.
39 Jahre alt, lange, schwarze Haare und ein offenes Lächeln. Zum Interview kommt Fernanda Brandão im weinroten Pullover und mit wenig Make-up. Seit Kurzem ist sie Mutter einer Tochter. "Früher dachte ich immer, es sei ein Mythos, mit einem Kind keine Zeit mehr zu haben für solche Dinge wie Make-up", erzählt die ehemalige Sängerin. Vor dem Interview wollte sie noch ihren Nagellack entfernen. "Das habe ich vergessen." Aber man merke auch, wie nebensächlich diese ganzen Dinge seien, so die junge Mutter. "Wir sind heute (im Podcast) mit unseren Stimmen da, nicht mit dem Aussehen." Diese Einstellung hatte Fernanda Brandão aber nicht immer.
Musikalische Karriere mit den Hot Banditoz
2004 wurde die gebürtige Brasilianerin, die ab ihrem neunten Lebensjahr in Hamburg-Steilshoop aufwuchs, mit den Hot Banditoz weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Über 50 Millionen Menschen schauten allein in China ihren TV-Auftritten zu. Gesang, Tanz, die Bühne - das war ihr Leben. "Ich komme aus einer musikalischen Familie", erzählt sie. "Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen und den Leuten etwas mitzuteilen."
Brandão lange Teil der Leistungsgesellschaft
In ihrer Familie waren viele Künstler. Doch niemand von ihnen konnte von der Kunst leben. Fernanda wünschte sich, dass es bei ihr anders laufen würde - und arbeitete dafür Tag und Nacht. "Wir sind keine human doings, wir sind human beings", so die 39-Jährige. Die Leistungsgesellschaft mache die Menschen krank. Doch Fernanda Brandão war ein Teil von ihr. Die nächste Wohnung, der nächste teure Urlaub. Alles lief höher, schneller weiter. Bis zu einem Moment, der für sie alles veränderte.
Tod des Großvaters als Neuanfang
Der plötzliche Tod ihres Großvaters, für Brandão eine Vaterfigur und eine enge Bezugsperson, änderte alles. Während sie von früh bis spät als Botschafterin für die Fußball-WM 2014 in Brasilien arbeitete, ging es dem 78-Jährigen durch eine Blasenkrebserkrankung immer schlechter. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus. Ihr Großvater starb in ihren Armen. Für Fernanda Brandão ein trauriger und zugleich magischer Moment. "Ich habe seine Hand gehalten und richtig gemerkt, wie sich in einem Moment etwas gelöst hat. Wie ein Stromschlag, ein Energieschub, der von seiner Hand durch meine ging." Brandão, die zu diesem Zeitpunkt durch die musikalischen Erfolge finanzielle Sicherheit erreicht hatte, gönnte sich nun immer öfter Pausen, nur für sich. Sie machte Urlaub, ein Schweigeseminar.
Ayahuasca-Seminar als Wendepunkt
Auf ihrer Reise zu sich selbst nahm Brandão an einer Ayahuasca- Zeremonie teil. Diese wird zur körperlichen und seelischen Heilung von indigenen Völkern benutzt. "Ich muss den Indigenen helfen, ihnen Licht bringen", denkt sich Brandão im Verlauf der Zeremonie - und hat dabei zuallererst elektrisches Licht im Kopf. Doch ihre Reise sollte sie noch einmal an einen völlig neuen Wendepunkt führen, der sie nicht nur zu den indigenen Völkern trägt, sondern auch nach Lappland - und zu sich selbst.
Das ganze Interview mit Fernanda Brandão zum Nachhören im neuen Podcast ALLES AUF ANFANG mit Ilka Petersen. Immer donnerstags spricht die NDR Journalistin und Moderatorin mit Frauen, die es gewagt haben, den persönlichen Reset-Knopf zu drücken.